Mittwoch, 1. August 2012

Kwa Heri!

Unser Jahr neigt sich dem Ende zu - schneller als es uns lieb ist.
Vorbereitungen auf das Abschlussfest
Vor knapp einem Jahr kamen Felix und ich nach Arusha, um Tansania und seine Bevoelkerung kennen zu lernen, neue Freunde zu finden und uns bei KAKUTE Ltd. im Bereich Erneuerbare Energien einzubringen. Im Nachhinein koennen wir selbstbewusst behaupten, dass wir unsere Ziele erreicht haben, wenn nicht sogar ueber das Ziel hinausgeschossen sind - im guten Sinne!


Mobisol Volontaer Samuel
 Morgen werde ich mit dem Bus nach Dar es Salaam fahren, Felix wird uebermorgen folgen. Bereits seit einer Woche heisst es Abschied nehmen: Letztes Wochenende haben wir zusammen mit unserer Gastfamilie und Freunden ein Abschiedsfest gefeiert, am darauf folgenden Montag beendeten wir unsere Arbeit bei KAKUTE mit einem Festessen waehrend dessen wir von unserem Chef Mr. Manyanga unter anderem unser Empfehlungsschreiben erhielten.

Die KAKUTE Belegschaft

Uns bleibt jetzt eigentlich nicht mehr als allen Menschen zu danken, die uns waehrend des Jahres unterstuetzt und begleitet haben. Hier sind in erster Liene unsere warmherzige und offene Gastfamilienmitglieder, alle KAKUTE Mitarbeiter, insbesondere Mr. Manyanga und Lucy, sowie unser engster Freundeskreis zu nennen.

Aber auch euch, lieben Blog Leserinnen und Leser, moechten wir danken, dass ihr uns waehrend des Jahres von der ganzen Welt aus begleitet und unsere Eindruecke geteilt habt.
Zu guter Letzt moechten wir natuerlich auch unseren Sponsoren danken, die die Deutsch-Tansanische Partnerschaft und dadurch auch uns unterstuezt haben.


Alles Gute und bis bald,

Hergen & Felix

Montag, 2. Juli 2012

Ein Lob auf die Eisenbahn

Da ich im Juni Besuch von meinem guten Freund Dominik aus Deutschland bekommen habe, nutzte ich diese Zeit,um meine letzten zwei Wochen Urlaub aufzubrauchen.


Während Hergen in Dar Es Salaam mit der Organisation des Renewable Energy Days (siehe "Erneuerbare Energien Tag") beschäftigt ist, machen wir uns auf 18-stündiger Busfahrt nach Mbeya im Süden Tansanias auf, von wo es dann mit dem Zug auf der einzigen regelmäßig operierenden Bahnlinie des Landes nach Dar es Salaam weiter gehen soll. Dazwischen liegen drei Tage am Lake Malawi, dessen nordöstliches Ufer sich in Tansania befindet.
Sonnenaufgang am Lake Malawi
Nach teils sehr stürmischen aber trotzdem insgesamt schönen Tagen an der Norspitze des Sees machen wir uns früh morgens zum Bahnhof nach Mbeya auf, von wo um 14 Uhr der Zug fahren soll.

Der See am nächsten Tag
Die Strecke ist etwas mehr als 800 Kilometer lang, und soll in 24 Stunden zurückgelegt werden, auf Grund vieler Zwischenstopps also kein besonders hohes Tempo. Im Gegensatz zu den anderen zentral und nördlich verlaufenden Bahnlinien des Landes stammt die von Sambia über Mbeya nach Dar es Salaam führende jedoch nicht aus deutscher Kolonialzeit, sondern wurde in den siebziger Jahren von China finanziert. Während die deutschen Strecken noch mit Schmalspur gebaut wurden (1 Meter Spurbreite), verkehrt der chinesische Zug auf Normalspur (ca. 1,40 Meter Breite) und kann damit verhältnissmäßig schnell fahren.


Am Bahnhof angekommen bekommen wir ohne Probleme Fahrkarten für die erste Klasse, Schlafabteil für umgerechnet 18€. Bis zur Abfahrt sind es noch etwa drei Stunden, also keine besonders lange Wartezeit.


Um Punkt 14 Uhr fährt tatsächlich ein Zug ein, kurz darauf werden wir auf den Bahnsteig gelassen, was uns doch sehr verwundert, da im Reiseführer vor regelmäßigen starken Verspätungen gewarnt wird.
Einige Minuten später stellt sich jedoch heraus, dass es sich um den Zug von Dar nach Sambia handelt und es geht wieder zurück ins Bahnhofsgebäude, wo die Ungewissheit beginnt.


Uns wird gesagt, der Zug stehe direkt vor Mbeya und müsse bald da sein. Irgendwann heißt es dann, es gebe ein technisches Problem und es könne noch ein bisschen dauern, aber tatsächlich fährt gegen 18 Uhr unser Zug ein. Unser Wagon hängt jedoch leider nicht dran...


Zufällig treffen wir einige Deutsche, die schon seit Sambia unterwegs sind. Sie erzählen uns, unser Wagon sei einige Kilometer vor Mbeya entgleist, was mich doch etwas in Erstaunen versetzt. Im ersten Moment klingt eine Zugentgleisung durchaus gefährlich, vor allem für die Mitarbeiter der Eisenbahn und viele andere Fahrgäste scheint darin jedoch nichts besonderes zu liegen.


Also geht es wieder zurück in den Bahnhof, wo es schon spürbar leerer geworden ist. Irgendwann kommen die Deutschen, mit denen wir zuvor gesprochen hatten, samt Gepäck vorbei. Sie wollen nicht mehr warten und sehen die Verspätung als gute Möglichkeit am nächsten Morgen mit dem doppelt so schnellen Bus weiterzufahren und sich abends noch Deutschland - Holland anzuschauen, was wir leider per Life-Ticker verfolgen müssen.
Einer der Bahnmitarbeiter erzählt uns, die Arbeiten am Zug seien eigentlich kein großer Aufwand, unser Wagon müsse im Grunde nur wieder auf die Gleise gesetzt werden. Sie hätten sich jedoch verzögert, denn die Gleisarbeiter hätten sich zunächst nicht darum kümmern wollen, da es schon zu spät sei.Vielleicht lässt sich das aber auch so deuten, dass sie durch Diskussionen den Beginn ihrer Arbeit extra herauszögern wollten, um hohe Nachtschichtbezüge zu erhalten, man weiß ja nie....


Zumindest kommt gegen zwölf Uhr nachts tatsächlich unser Wagon an und, nachdem er gewendet worden ist, kann es um halb eins mit mehr als 10 Stunden Verspätung endlich los gehen!


Der Zug in die Gegenrichtung steht zu diesem Zeitpunkt übrigens immer noch am Steig und wir bekommen mit, dass dieser auf Grund von Reperaturen am kaputten Gleis erst zwei Tage später weiterfahren können wird, insofern hatten wir also noch Glück!


Im Zug selbst haben wir nur einen weiteren Fahrgast im Abteil, mit dem wir uns am nächsten Morgen nach ruhiger Nacht auch schnell anfreunden. Zunächst ist die Fahrt ruhig und der Zug fährt auf Grund der kurvigen Strecke nicht mehr als etwa 40 km/h, ein angenehmes Reisetempo. Gegen Mittag wird die Strecke jedoch plötzlich etwas gerader und dadurch geht es auch schneller. Die Folge davon ist unerwartet und erinnert stark ans tansanische Busfahrten: Durch die hohe Geschwindigkeit (geschätzte 100 km/h) ist die Strecke an einigen Stellen nämlich schon sehr ausgefahren und der Zug ist die ganze Zeit am wippen und schaukeln. An lesen oder laufen ist also nicht mehr zu denken und wem beim Reisen leicht schlecht wird, dem ist diese Fahrt auch nicht zu empfehlen. Und während diesem Abschnitt der Fahrt erscheint es auch gar nicht mehr so unwahrscheinlich, dass ein Wagon einfach mal aus der Spur springt..


Trotzdem ist die Zugfahrt sehr schön, nicht nur weil Zug fahren generell meist angenehmer als mit dem Bus ist, sondern auch weil wieder mal tolle Ausblicke in die Natur Tansanias ermöglicht werden.


Ohne weitere Verspätungen kommen wir nachts um halb eins in Dar es Salaam an, wo uns unser freundlicher Mitfahrer noch bis zum Haus der DTP-Freiwilligen dort fährt.


Obwohl die Fahrt ein tolles Erlebnis und kleines Abenteuer war, zeigte sie doch auch viele Probleme des Landes auf. Die teilweise durch das egoistische Verhalten der Bahnmitarbeiter hervorgerufene Verspätung und die dem Verfall preisgegebene Strecke sind nämlich keine Einzelphänomene.


Die Zugfahrt für mich als Reisender immer noch die erste Wahl, aber ich verstehe es trotzdem sehr gut, wenn viele Tansanier lieber mit den gefährlichen Bussen reisen, als solche Verspätungen und unverhältnissmäßige Fahrzeiten in Kauf zu nehmen.

Montag, 25. Juni 2012

Verlobung unserer Gastschwester Neema

Baba Neema mit seinen Toechtern Neema und Eva samt "Mbege" Krug
Eine Hochzeit in Tansania ist wahrscheinlich die kostspieligste Angelegenheit einer jeden Familie.
Mit den Summen, die waehrend den Feierlichkeiten ausgegeben werden, koennte man sicherlich kurzerhand ein Grundstueck erwerben und ein Haus darauf bauen. Dies ist nur ein Beispiel dafuer, welch hohen Stellenwert eine Hochzeit in Tansania darstellt!
Alles beginnt zuerst mit der Verlobung ("Pete"), kurz vor der Hochzeit findet noch das "Sent Off" statt, an dessen Tag die Braut aus dem Elternhaus entlassen wird und endet schliesslich mit der Hochzeit.
Felix und ich hatten bereits zu Anfang unseres Jahres das "Sent Off" einer uns Unbekannten gefeiert und letztes Wochenende eben die Verlobung unserer Gastschwester Neema erlebt. Haeufig werden zu den Feierlichkeiten die entferntesten Verwandten und Nachbarn eingeladen - eben auch, wenn man diese kaum kennt. Denn es gilt als unhoeflich, Personen die Teilnahme zu verweigern, da manche Tansanier Flueche fuerchten, aber dies ist ein anderes Thema....

Hergen mit Ema, unserem Gastbruder (3 v.l.), und Nachbarskindern
Neema, unsere Gastschwester, die seit unserer Ankunft bei der Grossmutter gegenueber wohnt, ist 21 und wird im September verheiratet. Eigentlich sollte die Verlobung schon Anfang des Monats stattfinden, aber auf unsere Bitte hatte sie die Feier verschoben, da ich Anfang des Monates in Dar es Salaam (s. letzter Artikel) und Felix auf Reisen gewesen war.
Familienfeste sind immer eine gute Gelegenheit, den Familienstammbaum besser kennen zu lernen. So kam es, dass wir unsere grosse Gastschwester Eva, die noch studiert, letztendlich ebenfalls kennen lernten, ohne vorher gewusst zu haben, dass Mama Neema ein weiteres Kind besitzt. Ein schlechtes Gewissen mussten wir dabei aber nicht unbedingt haben, da selbst, wenn man andere Familienmitglieder nach Verwandtschaftsbeziehungen fragt, meistens nur mit den Achseln gezuckt wird. Schliesslich ist ja eh jeder entweder "Kaka" (Bruder) oder "Dada" (Schwester)....

Ich kann jedenfalls jetzt mit Sicherheit sagen, dass die "Bidi" (Oma) von nebenan die Mutter von unserem Gastvater Ewald Manyanga und Livinus Manyanga, unserm Chef, ist.
Mr. Manyanga ist das fuenfte Kind, Ewald ist sein juengerer Bruder, insgesamt sind es neun Geschwister. Mama Neema, unsere Gastmutter, hat ebenfalls neun Geschwister.
Die Manyanga's besitzen eine betraechtliche Menge an Land in Sombetini, dem Dort wo wir wohnen, da die Familiengemeinschaft meistens an einem Ort lebt und sich der Besitz mit weiteren Kindern staetig vergroessert.

Neemas Verlobter Michael (im grauen Hemd)

Neema's Verlobter heisst Michael und stammt ebenfalls aus Sombetini. Viel hatten Felix und ich nicht mit Michael zu tun (mal davon angesehen, dass er uns mit seinem schicken Audi einige Male mit nach Hause genommen hatte), aber die beiden kennen sich angeblich schon laenger und es ist wohl nicht der Wille der Eltern, dass die beiden heiraten.

Am Tag der Verlobung wurde frueh morgens schon mit den Vorbereitungen begonnen, denn es wurden etwa 120 Gaeste erwartet. Da Mama Neema aber eine Spezialistin in Grossveranstaltungen ist - sie kocht haeufig fuer Hochzeiten mit einer Anzahl von nicht weniger als 500 Gaesten - , lief alles reibungslos und zuegig ab.

Anfangs der Zeremonie hat Mr. Manyanga seine Familie den Gaesten vorgestellt, bevor er Mr. John, Michael's Bruder, das Wort ueberreichte.
Mbege
Als Ritual gilt ebenfalls, dass die Verlobte ihren Eltern, Tanten und Onkeln sowie zukuenfigen Schwiegereltern ein Glass mit "Mbege", ein Trunk aus gegaerten Kochbananen (es schmeckt so wie's klingt!) ueberreicht.

Anschliessend wurde Neema zusammen mit ihren Geschwistern und Freunden begleitet waehrend sie tanzend zu ihrem zukuenftigen Verlobten gefuehrt wurde.
Unter lautem Jubel bekam Neema dann den Verlobungsring von Micheal ueberreicht und sogar einen fluechtigen Kuss auf die Wange.
"Kweito", der typische tansanische Tanz
Nach den Formalitaeten wurde endlich das Buffet eroeffnet und der Plastikeimer mit Mbege weiter kraeftig geleert.
Gegen Ende wurden Neema noch Geschenke ueberreicht bevor alle Familienmitglieder (damit meine ich nur die Eltern und ihre Geschwister) sich bei den Gaesten fuer ihr Kommen bedankten.

Leider werden wir zur Hochzeit im September nicht mehr da sein, aber wir goennen es natuerlich unseren Nachfolgern!


Montag, 18. Juni 2012

Erneuerbare Energien Tag

Am 06. sowie 07. Juni fand in Dar es Salaam der von der tansanischen Gesellschaft fuer Erneuerbare Energien (TAREA; Tanzanian Renewable Energy Association) organisierte "Renewable Energy Day" (zu Deutsch "Erneuerbare Energien Tag") statt.


Frithjof erklaert ein Solar Back-up System
Jedes Jahr im Juni veranstaltet TAREA dieses Event waehrenddessen verschiedenste Unternehmen neue Technologien aus der Branche der Erneuerbaren Energien vorstellen, Seminare und Besichtigungen von Solar- oder Biogasanlagen stattfinden und wie ueblich fuer tansanische Messen viel geredet und insbesondere gegessen wird.


Zum grossen Teil wurde die Messe von Horizont3000, einer oesterreichischen Nichtregierungsorganisation im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit, finanziert. Darueberhinaus wurde das Event von diversen tansanischen Unternehmen aus dem Bereich Erneuerbare Energien unterstuetzt.
Mr. Matimbwi, Generalsekretaer von TAREA, hatte Felix und mich gebeten bereits am 26.05 nach Dar es Salaam in das Hauptverwaltungsgebaeude von TAREA zu kommen, um das Event zusammen mit den TAREA Volontaeren und Mitarbeitern zu organisieren.


Da Felix und ich jedoch eine Menge zu tun hatten (u.a. die Fertigstellung und Praesentation der Umfrage in Themi) war es nicht moeglich an diesem Datum zu kommen. Im Nachhinein stellte sich auch heraus, dass unsere Anwesenheit zu diesem Zeitpunkt auch nicht umbedingt notwendig war.
Felix musste schliesslich absagen, da er Anfang Juni einen Freund aus Deutschland empfing. Ich machte mich am 03. Juni auf den Weg nach Dar es Salaam.


Auch zu dieser Jahreszeit war es in Dar es Salaam angenehm warm - im Gegensatz zu Arusha, wo es insbesondere nachts und frueh morgens immer noch empfindlich kalt ist (damit meine ich ca. 15 Grad Celsius, wobei sich mein Temperaturempfinden auch veraendert haben kann!).

TAREA Vorsitzender Professor John untersucht effiziente Holzkohle 
Im TAREA Office jedenfalls - unter einem brummenden Ventilator und einem 18 Liter Wasserspender - liess es sich "chillig" gut arbeiten. Neben den drei oertlichen TAREA Volontaeren und mir, stiess noch eine Gruppe MBA Studenten aus Paris dazu, welche ebenfalls fuer die Zeit des Erneuerbaren Energien Tag freiwillig mithelfen wollten. Waehrend unserem ersten Treffen wurden die Verantwortlichkeitsbereiche festgelegt. Meiner bestand zum groessten Teil darin zusammen mit dem TAREA Volontaer Frithjof die Arbeit und Ziele von TAREA am TAREA-Stand zu praesentieren. Ausserdem mussten Namensbaender fuer die Besucher hergestellt werden und z.B. der Ort fuer die Besichtigung erkundet werden. Die Besichtigung fand etwas ausserhalb des Stadtkerns statt; dort wurde eine Biogasanlange des niederlaendischen/tansanischen Unternehmens SimGas besichtigt. SimGas stellt seinen Kunden eine kosteffiziente, transportable Biogasanlage zur Verfuegung, die aus einem Plastiktank besteht, welche eigentlich zum grossen Teil zur Wasserspeicherung verwendet und von der tansanischen Firma Simtank produziert werden. Das revolutionaere des SimGas Systemes ist dabei, dass es dadurch mobil und kostenguenstig ist. Die kleine Anlange fuer etwa umgerechnet 275 Euro produziert Biogas aus Essensabfaellen fuer eine Kochdauer von 1,5 Studen pro Tag. Das reicht zwar nicht fuer den kompletten Energiebedarf einer Grossfamilie, verringert aber den Gebrauch von Holzkohle und/oder Brennholz erheblich.


Simgas Tanzania ist eine Joint Venture aus dem niederlaendischen Unternehmen Simgas und Silafrica, einem der groessten Plastikproduzenten in Ost- sowie Zentralafika sowie Inhaber von Simtank. Silafrica ist wiederum eine Holding einer der groessten ostafrikanischen Mutterunternehmen namens Sumaria, die ebenfalls die CocaCola Produktion in Tansania halten, die 85% des Getraenkemarktes in Tansania deckt.
Falls die Technik wirklich so effizient wie versprochen ist, koennte SimGas in ein paar Jahren ein bekannter Name sein. Zum einen, da es kaum Konkurrenz gibt und zum anderen, da die System "von der Stange kommen", also in Masse produziert werden und dadurch guenstig im Erwerb sind.


Kakute ist uebrigens einer der Handelsvertreter Simgas'. Normalerweise bekommt der Handelsvertreter eine bestimmte Komission, falls er einen neuen Kunden anwirbt. Ich habe auf der Fahrt zur Besichtigung mit dem Marketing Manager SimGas' gesprochen, der sich jedoch auch vorstellen koennte, dass Kakute nicht nur Kunden anwirbt, sondern sie ebenfalls ausbildet und die Anlagen installiert, da er Mr. Manyanga schaetzt und sich sicher ist, dass Kakute die Ressourcen hat, diese Aufgaben ebenfalls zu uebernehmen. Vielleicht wird daher in Zukunft auch Kakute Simgas Systeme verkaufen.


Seminarteilnehmer vor dem Beginn
Der Erneuerbare Energien Tag begann am 06.08 mit dem Aufbau der verschiedenen Staende.
Gegen 10 Uhr traf schliesslich der Minister fuer Energien und Mineralien mit ueblicher Verspaetung ein, um die Messe zu eroeffnen. Auch am TAREA Stand hielt er kurz inne, um sich von meiner Persoenlichkeit die Objektive und Projekte von TAREA erklaeren zu lassen.


Waehrend des ersten Tages fand zeitgleich zur Messe ein Seminar statt, waehrenddessen verschiedene neue Projekte und Technologien praesentiert und diskutiert wurden. Unser Chef, Mr. Manyanga, nahm auch Teil und stellte die Projektstrategie des Mobisol Solarprojektes und die Finanzierung der Systeme vor. Ebenfalls wurde mit einem Vertreter der Regierung ueber einen moeglichen Einspeisetarif in das staatliche Stromnetz TANESCO fuer Solarenergie gesprochen, um Tansania fuer auslaendische Investoren interessanter zu machen und die Elektrifizierung in Tansania voranzutreiben.

Naechstes Jahr wird der Erneuerbare Energien Tag vermutlich anderswo in Tansania stattfinden, da insbesondere im laendlichen Raum die Zielgruppe fuer regenerative Energien angesiedelt ist und die Nachfrage entsprechend gross ist.








Sonntag, 13. Mai 2012

Reisebericht Ruanda

Eine Reiseplanung hatten Felix und ich, als wir uns am 26.04 früh morgens nach Ruanda aufmachten, nicht angefertigt – um ehrlich zu sein hatten wir so gut wie keine Ahnung.
Aber das war auch erst einmal gar nicht so schlimm, da wir es an diesem Tag lediglich bis nach Kahama, einer Kleinstadt, dessen Bevölkerung zum großen Teil in der Goldmine eines britischen Unternehmens arbeitet, schafften. Dort trafen wir den Vater von Ema (gesprochen „Ima“) , unserem kleine Gastbruder. Seit Ema zwei oder drei ist wohnt er schon in Arusha bei Mama Neema, weil sich seine Eltern getrennt haben und anscheinend keiner der beiden die Verantwortung für den kleinen Ema übernehmen wollte.
Emas Papa hat uns auf jeden Fall freundlich empfangen und uns eine sichere Unterkunft besorgt sowie die Weiterfahrt am nächsten Tag für uns geregelt.
Am darauf folgenden Tag ging es um fünf Uhr morgens auf einem Motorradtaxi mit drei Mann und zwei großen Reiserucksäcken von unser Unterkunft zur Busstation. Wir stiegen dort in einen Überlandbus, welcher die Aufschrift „Bujumbura, BURUNDI“ trug; man versicherte uns aber zutiefst, dass wir noch an diesem Tag in Kigali, Ruanda ankommen würden.
Nachdem wir beide aus unserem nachgeholten Schlaf erwachten, warf ich einen besorgten Blick über unsere Landkarte, welche andeutete, dass wir uns bereits von der Hauptstraße zur ruandischen Grenze entfernt hatten und auf bestem Wege nach Burundi waren.
Irgendwann, nach Serpentinen-reichen Kurven und ohrenbetäubenden Motorengebrüll der Lastkraftwagen, die sich im Schneckentempo die Hügel hinauf quälten, hielt unser Bus abrupt im Nirgendwo an und man deutete uns an doch bitte auszusteigen. Auf uns wartete – vielleicht aber auch nur zufällig – ein Kleinbus, in den wir entstiegen, während sich der Reisebus in die Richtung aufmachte aus der wir gekommen waren....
Anders als erwartet gestaltete sich die Reise bis nach Kigali jedoch äußerst angenehm, mal abgesehen davon, dass unsere Gesäßmuskulatur uns die zwei Reisetage im Bus spüren ließ.
An der Grenze wurden wir höchst zuvorkommend von einem jungen Mann begleitet, von dem keiner von uns beiden so recht wusste, um wen es sich überhaupt handelte. Ohne Komplikationen und günstiger Weise auch ohne irgendwelche Dollar Noten am Immigrationsschalter zu lassen, wurden wir an der letzten Schranke dann doch noch in ein dunkles Militärhaus gewunken. Rucksackkontrolle. Aber nicht etwa nur um nach geschmuggelten Drogen, Waffen oder Diamanten zu suchen, nein, sondern ebenfalls sicher zu stellen, dass wir keine Plastiktüten nach Ruanda einführen. Richtig. Plastiktüten.
Seit einigen Jahren ist es nämlich gesetzlich in Ruanda verboten Plastiktüten zu verwenden, um die Umweltbelastung zu reduzieren. Ein Beispiel, das sich auch Tansania zu Herzen nehmen sollte.
Stadtzentrum
Doch dies sollte noch lange nicht das Ende der positiven Eindrücke Ruandas sein. Als wir in Kigali aus dem Bus stiegen, fühlten wir uns irgendwie allein gelassen. Etwas ganz Entscheidendes und Bekanntes fehlte. Warum wurden wir weder von aufdringlichen Taxifahrern, die einem die Gepäckstücke aus der Hand nehmen bevor man überhaupt „Nein, danke!“ sagen kann, noch von penetranten Mitarbeitern diverser Busorganisationen empfangen? Welch angenehmes Gefühl!
Daraufhin sind wir in ein Internetkaffee gegangen, um uns zu informieren wo wir am besten und günstigsten unterkommen können. Als wir eine Kleinigkeit an dem an das Internetkaffee gegliederten Restaurant essen wollten, wurden wir mit einem neuen, aber altbekannten, nun jedoch umgekehrten, Hindernis konfrontiert. Der Keller konnte kein Kiswahili, weder noch richtiges Englisch noch Französisch (beides Amtssprachen in Ruanda), lediglich Kinyarwanda, die Nationalsprache Ruandas.
Obwohl in ganz Ostafrika Kiswahili als Amts- und Verkehrssprache gilt, sprechen es in Ruanda meis nur die Menschen, die die Sekundarstufe besucht haben. Ebenso ist es mit Englisch und Französisch. Mittlerweile wird vorzugsweise auf Englisch unterrichtet, um sich mehr an das Bildungssystem der Ostafrikanische Union zu binden.
So kam es häufiger vor, dass wir nicht wussten in welcher Sprache wir mit jemanden kommunizieren sollten, auf der anderen Seite jedoch war es toll Französisch sprechen zu können und ein wenig Kinyarwanda zu lernen.
Was uns bereits nach der Taxifahrt auffiel ist, dass Ruanda, und insbesondere Kigali, relativ teuer im Vergleich zu Tansania ist. Alle Dinge kosten in etwa absolut das Gleiche, der ruandische Franc ist aber fast des Dreifache wert.
Das Lebensniveau in Kigali lässt sich ebenfalls nicht mit Tansania vergleichen. Ich habe bisher keine tansanische Stadt gesehen, die derart sauber, sicher und entwickelt ist.
Umuganda-Tag: Kein Auto unterwegs
An der Sauberkeit der Stadt ist die Bevölkerung sogar aktiv beteiligt: Immer am letzten Sonntag des Monats wird die Stadt gemeinsam von allen Einwohnern gesäubert (sogenannter Umuganda-Tag, der Tag der gemeinschaftlichen und gemeinnützigen Arbeit). Dieses Ritual wird konsequent von der ruandischen Regierung umgesetzt. Es werden Straßensperren errichtet und jeder, der sich nicht beteiligt, zahlt ein Bußgeld.
Außerdem ist Kigali, z.B. im Vergleich zu Arusha, extrem sicher. An jeder Straßenecke stehen bewaffnete Soldaten mit Maschienenpistolen, die Polizei ist angeblich kaum korrupt und an den großen Einkaufshäusern wird man regelmäßig kontrolliert.
Eine Vielzahl von Banken, Restaurants, Unternehmen und Geschäften bilden das reiche Stadtzentrum.

Am Eingang des Genozid Denkmals
Da ist es kaum zu glauben, dass dieser friedliche, sichere und schöne Ort vor 18 Jahren Schauplatz eines Völkermordes war, der mehr als 1,000,000 Menschen das Leben kostete.
In annähernd 100 Tagen, nämlich vom 06. April 1994 bis Mitte Juli töteten Anhänger der Hutu- Mehrheit, eine soziale Gruppe bzw. Kaste, schätzungsweise 75% der Tutsi Minderheit sowie moderate Hutu, die sich nicht an dem Völkermord beteiligen wollten.
In Kigali gibt es ein Genozid Denkmal, welches umfassend über die Geschehnisse des Völkermordes aufklärt und darüber hinaus eine zweite Ausstellung über weitere Völkermorde, die sich auf der ganzen Welt zugetragen haben.

Ich werde im Folgenden ein wenig über die Daten und Geschehnisse schreiben, die ich behalten habe. Natürlich ist dies nur eine grobe Zusammenfassung dessen, was sich damals ereignet hat. Sollte ich mich in ein paar Punkten irren, würde ich mich über eine Bemerkung freuen.

Die Bezeichnung „Hutu“ und „Tutsi“ diente vor der Kolonialzeit lediglich ökonomischer Zuordnung. Demnach wurden reiche Personen als „Tutsi“ bezeichnet und ärmere Menschen als „Hutu“. Rassistische Merkmale entwickelten sich erst während der Kolonialisierung durch die Deutschen 1899-1919, welche die Überlegenheit der Tutsi durch deren angebliche Abstammung von den Europäern legitimierten. Diese Ansicht wurden von den Belgiern übernommen, denen nach Ende des ersten Weltkriegs das Mandat für Ruanda erteilt wurde und sogar verstärkt, indem 1932 ein Personalausweis im Sinne einer Volkszählung eingeführt wurde auf dem gekennzeichnet war, ob es sich um einen „Tutsi“ oder einen „Hutu“ handle.
Von nun an wurden die „Tutsi“ weitestgehend von der „Kolonialmacht“ Belgien bevorteilt, sodass sich die beiden Gruppen zunehmend verfeindeten.
Die Hutu-Revolution führte 1961 zu einem Machtwechsel sowie einem Einparteienstaat. Viele Tutsi flohen zu dieser Zeit ins Ausland oder wurden vertrieben.
Präsident Habyarimana, ein Hutu, der durch einen Putsch an die Macht gekommen war, konnte kurzzeitig die Konflikte zwischen Hutu und Tutsi unterbinden. 1990 jedoch kam es zu einer Konfrontation mit der Tutsi Rebellenarmee, der Ruandischen Patriotischen Front, die von Uganda aus agierten. Zu dieser Zeit erfuhr die ruandische Regierung massive militärische Unterstürzung, allen voran durch Frankreich, um die Rebellenarmee zurückzuschlagen und um zugleich den Völkermord vorzubereiten. Trotz versuchten Friedensverhandlungen 1992 in Arusha, die in erster Linie das Ziel hatten, den ruandischen Flüchtlingen eine Rückkehr ins Land zu ermöglichen, konnten die Gewaltakte zwischen der Ruandischen Patriotischen Front und der Partei des Präsidenten Habyarimana nicht beschwichtigt werden.
Zur Vorbereitung des Völkermordes zählte systematische Propaganda und die Ideologie die Gruppe der Tutsi ausnahmslos zu vernichten. Die extremistische Hutu Zeitung „Kangura“ veröffentliche die „Zehn Geboten der Hutu“ in denen vor jeglichem Kontakt mit Tutsi gewarnt wurde.

Blick auf das Stadtzentrum von der Gedenkstätte aus
Die Regierung bediente sich ebenfalls des Radios, um ihre Hasspredigten zu verbreiten, da 40 % der Bevölkerung Analphabeten waren.
Der Völkermord wurde schließlich am 06. April 1994 ausgelöst, nachdem das Flugzeug von President Habyarimana beim Anflug auf Kigali abgeschossen wurde. Wer für dieses Attentat verantwortlich war, weiß bis heute niemand. Auf der einen Seite könnten es extremistische Hutu gewesen sein, die mit der Verhandlungsführung des Präsidenten während der Arushakonferenz nicht einverstanden waren oder aber Mitglieder der Ruandischen Patriotischen Front, um einen Bürgerkrieg heraufzubeschwören.
Noch in der selben Nacht begann der langwierig vorbereitete, systematische Völkermord. Die Premierministerin, die unter dem Schutz von UN-Blauhelmsoldaten stand, wurde ebenfalls in derselben Nacht ermordet. Zehn UN Soldaten starben, sodass die Mehrheit der Blauhelmsoldaten, die für die Durchsetzung des Arusha-Friedensabkommens eingesetzt wurden, abgezogen wurden.
Angeblich soll es sogar einen Informanten gegeben haben, der Informationen über den geplanten Völkermord an den Generalmajor der UN Friedenstruppe, Roméo Dallaire, weitergab. Dieser bat daraufhin bei seinem Vorgesetzten in New York um ein stärkeres Mandat, welches auch die Erzwingung des Friedens durch Waffeneinsatz legitimiert hätte. Dies alles blieb jedoch ohne Wirkung. Der Völkermord in Ruanda passierte in Gewissheit vieler westlicher Staaten, ohne jeglicher militärischer Reaktion zu dessen Unterbindung.
Tutsi, die Zuflucht bei UN Soldaten gesucht hatten, fielen nach deren Abzug der Soldaten ihren Mördern hilflos in die Hände.
Bei den Massakern wurden alle möglichen Mittel und Waffen eingesetzt. Mit Macheten, Speeren, Knüppeln, Nagelkeulen, Äxten und Hacken wurden die Opfer zur Strecke gebracht. Sexuelle Vergewaltigungen durch HIV infizierte Hutu wurde systematisch durchgeführt. Die Zahl der Vergewaltigungen wird von UNICEF auf 250,000 bis 500,000 geschätzt.
Opfer wurden gezwungen, ihre Ehegatten oder ihre Kinder umzubringen. Viele Eltern wurden vor den Augen ihrer Kinder erschlagen.

Häufig suchten Opfer in Kirchen oder Schulen Schutz. Wir haben in der Nähe von Kigali in Ntamara eine Gedenkstätte besucht, an der ca. 5,000 Menschen starben. Eine unglaubliche Summe, wenn man sich der winzigen Größe des Kirchengeländes bewusst ist.
Gedenkstätte Ntamara
Häufig war der Klerus in die Massaker eingeweiht, sodass die Menschen in dem Glauben in Sicherheit zu sein, schutzlos ausgeliefert niedergemetzelt wurden.

 Die juristische Aufarbeitung des Völkermordes in Ruanda findet übrigens ebenfalls hier in Arusha statt. Der internationale Strafgerichtshof erhebt gegen den Kreis der hochrangigen Drahtzieher des Völkermordes Anklage. Felix und ich hatten letztes Jahr im November bei einer Anklage zugeschaut.

Es ist ein unbeschreibliches, merkwürdiges Gefühl zu wissen, dass die Menschen, die einem in Ruanda begegnen mit hoher Wahrscheinlichkeit entweder Täter oder Opfer des Genozides waren.
Ich habe mit mehreren Menschen gesprochen, die von ihrem Schicksal gesprochen haben. Ein junger Mann, den ich abends in einer Bar getroffen habe, erzählte mir, dass er der einzige Überlebende seiner Familie sei. Sein Bruder hatte sich damals schützend auf ihn geworfen, bevor er erdolcht wurde. Über eine Hilfsorganisation ist er schließlich nach Kampala gekommen und lebt derzeit in Nairobi, Kenya. 
 
Eines der zahlreichen Plakate zur Erinnerung an den Genozid
Es ist zugleich krank zu welch Taten die Menschen damals bewegt wurden (teilweise haben sich lang befreundete Menschen gegenseitig umgebracht!!) und zugleich beeindruckend, in wie weit sich die Menschen verziehen haben und nun zusammen an der Entwicklung des Landes arbeiten. Seit 2000 ist Paul Kagame, der damalige Führer der Ruandischen Patriotischen Front, Präsident von Ruanda und wurde meinen Informationen zufolge 2010 mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt. Die Menschen, denen ich begegnet bin, berichteten mir, dass Paul Kagame sein Amt mir großer Seriosität ausübt und sie zufrieden mit seiner Arbeit sind.



Zwei Tage, nachdem Felix und ich in Kigali gewesen waren, stießen drei weitere Volontäre und zwar Marvin und Ole aus Mwanza und Frithjof aus Dar es Salaam zu uns. Die Drei kamen direkt aus Uganda, wo sie bereits eine Woche verbracht hatten.
Am nächsten Tag machten wir uns nach der Besichtigung der Gedenkstätte bei Ntarama nach Butare auf, welches im Süden von Ruanda liegt.
Im Nyungwe Nationalpark
Am darauf folgenden Tag wollten wir eigentlich im Nyungwe Nationalpark wandern gehen. Die Busfahrt dauerte jedoch aufgrund der vielen Hügel – nicht umsonst wird Ruanda „Land der tausend Hügel“ genannt – deutlich länger als geplant. Dies sollte uns jedoch nicht daran hindern am nächsten Tag eine Wanderung durch den Urwald zu machen. Um ehrlich zu sein, hat mich die Lust Nationalparks zu besuchen ein wenig verlassen, da ich die Preise persönlich zu hoch finde und es so viele andere – und auch kostenlose – Möglichkeiten gibt, die Natur eines Landes zu erkunden (das gleiche gilt auch für Tansania). Auf der anderen Seite ist es natürlich praktisch für Touristen derartige Orte auffinden zu können und darüber hinaus macht der Tourismus einen großen Anteil am Bruttoinlandsproduktes aus – ob das nun gut oder schlecht ist, ist wiederum ein anderes Thema.
Trotzdem hatten wir einen schönen Vormittag – auch, wenn die einzigen Affen, die wir zu Gesicht bekamen an der Rezeption lauerten, um uns unser Frühstück zu stehlen....

Unsere Unwissenheit über die Reise holte uns dann schließlich in Cyangugu direkt an der kongolesischen Grenze ein. Wir hatte darauf gesetzt auf einem Schiff den Lake Kivu in den Norden hochfahren zu können, um darauf hin ein paar Tage am Strand des angeblich nicht Bilharziose- verseuchten Sees zu entspannen. Doch es fuhren nur Frachtschiffe, die nicht bereit waren uns mit an Bord zu nehmen (obwohl uns auf dem Weg nach Cyangugu mehrmals bestätigt wurde, dass ein Passagierschiff fährt). In unserer Verzweiflung entwickelten sich wilde Theorien und Pläne, wie etwa in den Ostkongo überzusetzen und dann entweder von dort mit einem Schiff nach Goma am Nordspitzel des Lake Kivus zu fahren oder gleich mit dem Bus an den Villen der Warlords vorbei, die den Bürgerkrieg im Kongo unaufhörlich brutal vorantreiben, bis nach Goma zu fahren, nur, damit wir nicht die ganze Strecke über Butare und Gitamara in den Norden zurückfahren müssen.


 Letztlich scheiterten unsere Pläne an den immens hohen Visa-Kosten, sodass wir in elf Stunden mit dem Bus über Butare und Gitamara in die beschaulich schöne Stadt Gisenyi ganz im Norden von Ruanda fuhren und uns schworen, die nächsten zwei Tage keinen Bus mehr zu besteigen.
Letztendlich verbrachen wir also doch noch ein paar entspannte, sonnige Tage in Gisenyi, machten eine Stadtrundfahrt auf geliehenen Mountainbikes, ließen es uns (tagsüber) gut gehen im 5-Sterne Hotel Serena, spielten ausgelassen Volleyball am Strand und gingen doch nur im Hotelpool baden, da sich schließlich keiner in den Lake Kivu traute.

Insgesamt war es ein schöner, interessanter und informativer Urlaub, den wir in Ruanda hatten, auch, wenn wir unseren Nachfolgern sicherlich eine andere Reiseroute ans Herz legen werden!



Montag, 12. März 2012

Projektübersicht

Nachdem wir in letzter Zeit viele Artikel über Ausflüge und Urlaube geschrieben und die Berichterstattung über unsere Arbeit etwas vernachlässigt hatten, möchte ich euch in diesem Artikel einen Überblick über unsere drei großen Projekte geben, die wir im zweiten Halbjahr verfolgen werden.

  1. Das Schulprogramm

Über das Schulprogramm hatten wir ja schon einmal im November berichtet, als wir an der privaten Grundschule „Highridge“ mit dem Unterricht begonnen hatten.
Seitdem sind wir häufig in die Schule zurückgekehrt, haben insgesamt 10 Stunden unterrichtet und die Kinder kurz vor den Weihnachtsferien einen Test schreiben lassen. Nach den Ferien sind wir mit den Ergebnissen in den Unterricht zurückgekehrt und haben die Punkte noch einmal vertieft, die die Kinder nicht gründlich genug verstanden hatten.
Zum Abschluss wurde zu Anfang Februar die ganze Klasse noch einmal ins Kakute Office eingeladen, um ihnen an verschiedenen Stationen (Jatropha, Solar, Biogas) die Arbeitsbereiche von Kakute vorzustellen und den gelernten Stoff praktisch zu wiederholen.
Damit hatten wir mir der ersten Gruppe abgeschlossen.
Ende Februar ging es dann mit einer zweiten Gruppe weiter, wieder eine 30- köpfige Klasse, diesmal aber etwas älter im Durchschnitt, da wir aus den Erfahrungen mit der ersten Gruppe gelernt hatten, dass die Schüler aus Standard 3 zu jung sind.

Außerdem haben wir begonnen, jeden Freitag an der staatlichen Grundschule „Engira“ in Arusha zu unterrichten – jedoch auf Swahili!
Bisher fand der Unterricht zwei Mal statt.
Es ist auf jeden Fall deutlich schwieriger auf Kisuaheli zu unterrichten, nicht nur, weil unsere Sprachfertigkeiten noch nicht ganz ausgereift sind, sondern auch, da das Fachvokabular von vielen Schülern nicht sofort verstanden wird, was auch total verständlich ist, da nicht mal ein Durchschnittstansanier die Vokabeln für „Erneuerbare Energien“ oder „ Fossile Energieträger“ kennt.
Aber wir versuchen das Beste draus zu machen und planen auch demnächst eine Angestellte von Kakute mitzunehmen, die uns dann bei der Arbeit unterstützen kann.


Darüber hinaus haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie wir das Schulprogramm nachhaltig und effektiv gestalten können.
Unsere Vorgänger hatten bereits ein Schulprogramm in Arusha gestartet und uns eine hilfreichen Kontaktperson überlassen. Nun wollten wir die Arbeit der Freiwilligenjahrgänge sinnvoll miteinander verbinden.
 
Die Hauptziele welche wir mit dem Schulprogramm verfolgen möchten, sind erstens, den Schulkinder Wissen über fossile Energieträger und deren Auswirkungen auf die Umwelt, Erneuerbare Energien und Umweltschutz zu vermitteln, zweitens das Interesse in Naturwissenschaften zu wecken und drittens die allgemeine Lebenssituation zu verbessern, indem die Kinder ihr Wissen in ihr soziales Umfeld tragen und dort für Veränderungen sorgen.
Auch in Deutschland, aber eben insbesondere in Tansania mangelt es an Fachkräften und gut ausgebildeten Ingenieuren. Wir wollten bewusst nicht nur den Fokus auf die Umweltaspekte und die Politik legen, sondern auch insbesondere auf die Technik, damit die Schüler Freude daran finden und sich vielleicht in der Sekundarstufe für den Schwerpunkt Naturwissenschaften und nicht, wie die meisten Tansanierinnen und Tansanier, für Literatur oder Sprachen entscheiden.

Weitere Zwischenziele, die dazu führen sollen, dass das Projekt Erfolg hat, sind, dass wir es schaffen die verschiedenen Schule über Jahre hinweg miteinander zu verbinden und ein Netzwerk aufbauen, welches die Aufnahme von Unterricht über Erneuerbare Energien in den Lehrplan der Schulen vorsieht. Diese Lobbyarbeit soll durch eine Mitgliedschaft bei der Tanzanian Renewable Energy Association (TAREA) unterstützt werden. TAREA ist auch die Organisation, die die Einsatzstellen für uns in der Zusammenarbeit mit der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft vermittelt und die größte Nicht-Regierungs-Organisation für Erneuerbare Energien in Tansania ist.
Eine Mitgliedschaft bringt viele Vorteile, wie zum Beispiel, dass die Schulen sich Unterrichtsmaterial über das Internet herunterladen und somit den Unterricht selbst gestalten können.

Dies führt uns auch gleich zu den Zielen, die unserer Meinung nach jeder Freiwillgenjahrgang bei Kakute verfolgen sollte, der sich mit dem Schulprogramm beschäftigt.
Wir haben uns vorgenommen die beiden Grundschulen „Highridge“ und „Engira“ ein Jahr lang zu begleiten, über Erneuerbare Energien zu unterrichten und sie als Mitglieder für TAREA zu werben. Ende April planen wir ein Seminar für die Lehrer beider Schule zu veranstalten, um diese weiter über die Inhalte zu unterrichten und zu klären, wie der Unterricht langfristig weitergeführt werden kann und zwar entweder, indem in Freistunden ein Workshop angeboten wird, so wie wir es gerade tun, oder ob Teile in den Physikunterricht übernommen werden können.
Wenn wir im August abfahren, sollte dann feststehen, wie es mit dem Unterricht an den Schulen weitergeht, sodass die nächsten Freiwilligen an anderen Schulen ein ähnliches Programm durchführen können und sich somit jedes Jahr das Netzwerk ein Stück vergrößert.

Noch können wir nicht absehen, in wie weit wir damit Erfolg haben werden. Gerade an der staatlichen Grundschule ist der Rückhalt durch die Lehrer noch ungewiss, wobei wir an der privaten Grundschule Highridge große Unterstützung durch den Lehrer Ali bekommen, der zwar leider ebenfalls im August die Schule verlassen wird, aber uns dabei helfen wird, andere Lehrer ebenfalls zu motivieren.


  1. Die Gründung einer TAREA Zweigstelle in Arusha

Die "Tanzanian Renewable Energy Association" hat ihren Hauptsitz in Dar es Salaam und zur Zeit eine kleine Zweigstelle in Mwanza am Viktoriasee.
Kakute, oder besser gesagt wir Voluntäre, haben vom TAREA Vorstand den Auftrag bekommen in den nördlichen Regionen in Tansania, sprich Kilimanjaro, Arusha und Manyara, eine Umfrage durchzuführen, um das potentielle Interesse an einer Mitgliedschaft von Unternehmen und Privatperson aus dem Bereich Erneuerbarer Energien festzustellen.
Sollten wir 20 potentielle Mitglieder unter den 116 zu befragenden Unternehmen/Privatpersonen finden, wird  eine Zweigstelle in Arusha eingerichtet werden.
Ob diese dann im Kakute Office selbst oder anderswo in Arusha Platz finden wird, steht noch nicht fest. Auch wer die Zweigstelle von TAREA dann leiten wird ist noch nicht zu sagen. Mr. Manyanga käme dafür vermutlich in Frage, sagt aber von sich aus, dass er nicht für die Leitung favorisitert werden will, weil die Umfrage von Kakute durchgeführt wird. 
Die nächsten Freiwilligen werden also vermutlich neben den üblichen Projekten von Kakute auch in die Führung der TAREA Zweigstelle in Arusha eingebunden werden.

Nachdem wir im Dezember anfangen haben eine Liste mit allen potentiellen Mitgliedern zu erstellen, wurde kürzlich unser Projektantrag samt Budget von ca. 500 € für Personal-Fahrt- und Verpflegungskosten von TAREA und der DTP akzeptiert, die unser Projektgeld verwalten.

Zuerst werden wir diesen Monat anfangen, in Arusha und der näheren Umgebung die Umfrage durchzuführen. Im April werden wir dann vermutlich in die Region Manyara und nach Moshi (Kilimanjaro-Region) fahren und dort auch einige Tage übernachten.


  1. Baseline Study in Themi

Baseline Study? In Themi? Was soll das bitte bedeuten?
Es geht darum, dass wir eine Umfrage über die allgemeine Lebenssituation in einem Bezirk von Arusha durchführen, da wir zum einen in diesem Bereich unser Schulprogramm implementieren und es gut ist, zu wissen, was der Bevölkerung vor Ort am meisten fehlt, damit man den Unterricht entsprechend den Bedürfnissen gestalten kann. Außerdem zählt das Gebiet grundsätzlich zum Arbeitsbereich von Kakute, von daher kam auch der Anstoß von Mr. Manyanga, die Umfrage dort durchzuführen.
Nach einen bestimmten Zeitraum wird dann meistens eine zweite, ähnliche Umfrage durchgeführt, die dann zeigt, in wie weit die Projekte die Lebenssituation verbessert haben.
Neben vielen allgemeinen Fragen über den Haushalt, legen wir natürlichen einen Schwerpunkt auf die Versorgung mit Energie und Strom und die Nachfrage nach Erneuerbaren Energien, insbesondere Solarenergie.
Die Projektvorbereitung geht leider etwas stockend voran, da wir auf die Dorfältesten angewiesen sind, die uns während der Umfrage von Haus zu Haus begleiten sollen, damit die Dorfbewohner mehr Vertrauen zu uns haben und korrekt antworten.
Bis jetzt konnten wir leider immer noch kein Treffen mit den Dorfältesten organisieren, die eigentlich schon vor zwei Monaten einen extra für sie angefertigten Fragebogen ausgefüllt haben sollten. Aber wie es so ist in Tansania, lässt man sich Zeit, insbesondere wenn an anderer Stelle eine bessere Bezahlung winkt...
Insgesamt planen wir an die 200 Haushalt zu befragen, dafür dürften wir an die 15 Tage brauchen.
Sowohl die TAREA Umfrage als auch die Base-Line Study in Themi haben ihren besonderen Reiz, dass wir viel Erfahrung mit der Durchführung und der Evaluation von Umfragen machen.
Anfang nächster Woche werden wir auch für die Baseline Study unseren Projektantrag und das Budget an TAREA und die DTP schicken und hoffen, dass dieser auch akzeptiert wird.

Grundsätzliche Regel von TAREA und der DTP ist, dass 50 % der Projektkosten von der Einsatzstelle selbst kommen, damit nicht, wie es sonst leider im Freiwilligenjahr oft vorkommt, Projekte angefangen werden, die vor Ort gar nicht unterstützt werden.


Ich hoffe, dass ihr hiermit einen groben Überblick über unsere Arbeit bekommen habt und in Zukunft besser Bescheid wisst, wenn wir über die einzelnen Projekte berichten werden.