Sonntag, 26. Februar 2012

Kälte, Schmerzen und pure Freude : Die Besteigung des Mount Meru!


Tagtäglich konnten Felix und ich seit unserer Ankunft den Blick auf den offiziell 4562,13 Meter hohen ruhenden Vulkan „Mount Meru“ genießen. Letztes Wochenende war es schließlich auch soweit, dass wir zusammen mit zwei weiteren DTP-Freiwilligen aus Dar es Salaam und Mwanza und zwei Praktikanten des deutschen Unternehmens DT Power den zweithöchsten Berg Tansanias besteigen konnten, welcher zugleich auch zu den höchsten ganz Afrikas zählt.

Der Mount Meru ist nur etwa 65 Kilometer in südwestlicher Richtung vom Kilimandscharo entfernt und liegt im Arusha Nationalpark. Ebenso wie das Kilimandscharo Massiv ist der Mount Meru durch vulkanische Aktivitäten entlang des ostafrikanischen Grabenbruchs entstanden. Vor gut 250.000 Jahren soll der Mount Meru sogar mal den Kilimandscharo überragt haben. Nach einer heftigen Eruption, bei der die östliche Hälfte des Kraterrandes weg gesprengt wurde, steht er seither im Schatten seines „großen Bruders“. Dies ist jedoch wieder ein Vorteil für alle, die abseits der Massen eine Herausforderung suchen.
Welcher der beiden Berge attraktiver oder gar anspruchsvoller zu besteigen ist, lässt sich bestreiten. Meiner Einschätzung nach, ist der Mout Meru aufgrund seiner Umwelt und Form jedoch landschaftlich und sportlich betrachtet  deutlich interessanter und außerdem ist die Gefahr der Höhenkrankheit zu erliegen eher gering.
Obwohl der Arusha Nationalpark einer der Kleinsten Tansanias ist und zudem das beliebteste Safari-Tier, der Löwe, dort fehlt, beheimatet der Park eine artenreiche Flora, die von Schatten- und Waldgewächsen über tropische Palmenarten bis zu alpiner Hochlandvegetation reicht. 
Teilweise erinnerte uns die Fauna und Flora an die wunderschönen Alpen daheim in Deutschland...


Tag 1:

Am frühen Samstagmorgen wurden wir von einem Bekannten zum Startpunkt in den Arusha Nationalpark gebracht.
Gestartet wurde vom sogenannten Momella Gate, welches auf gut 1500 Metern liegt.
Ganz unüblich für die meisten Touristen, die den Berg besteigen, hatten wir von der Anreise bis zur Verpflegung alles privat geplant. Außerdem trugen wir alle unser Gepäck selbstständig (gut 15 kg pro Person), lediglich für den Ölkocher und unser gemeinsames Abendbrot hatten wir uns einen Träger angeheuert, der vermutlich die leichteste  Besteigung seiner Karriere mit uns bestritten hat.
Nachdem wir eine gemeinsame Gruppe mit zwei Schweizern und einem äußerst stillen Amerikaner gebildet hatten, wählten wir die etwas längere, dafür aber nicht so steile Route (ca. 5 Stunden) bis zur ersten Berghütte, der Miriakamba-Hut, die auf 2514 Metern angesiedelt ist.



Tag 2:




Am nächsten morgen gegen 6 Uhr bewunderten wir gemeinsam den Sonnenaufgang hinter dem 5895 Meter hohen Kilimanjaro. Die zweite Etappe von der Miriakamba-Hut bis zur Saddle Hut führte uns über steile Holztreppen durch märchenhaften Bergwald. Entlang des serpentinenreichen Weges gaben viele Lichtungen fazinierende Panoramen frei, besonders auf den schneebedeckten Kilimanjaro. Nach gut 3,5 Stunden erreichten wir die zweite Unterkunft, die Saddle Hut (3570 Meter).
Nachdem wir uns kurz ausgeruht hatten und ein kräftiger Hagelschauer vorübergegangen war, ging es nachmittags ohne Gepäck auf den Little Meru (3801 Meter). Der kleine Abstecher lohnte sich auf jeden Fall sowohl wegen der tollen Aussicht als auch zur weiteren Höhenakklimatisierung.


Eigentlich ist die Wahrscheinlichkeit während der Besteigung des Mount Meru an der Höhenkrankheit zu erleiden eher gering, die Luft wird jedoch schon merklich dünner, wie einige von uns am nächsten Tag feststellen mussten.












Tag 3:

Nachdem wir alle ein wenig geschlafen hatten, brachen wir nämlich nachts um 1:30 Uhr zur Gipfeletappe auf, die es wirklich in sich hatte.
Nachdem wir relativ schnell den Rhino Point (3800 Meter) erreicht hatten, ging es deutlich langsamer voran, da es nämlich kräftig gehagelt hatte und die Temperaturen in dieser Höhe schon im Minusbereich lagen. Schwindelfreiheit war auch gefragt, als wir den steilen Kraterhang passierten. Zum Glück war es ja dunkel...
Obwohl wir, und insbesondere Robert, ein Praktikant des DT Power Unternehmens, der den Meru tatsächlich in Halbschuhen bestiegen hat (!!! Kein Scherz!!!), nicht perfekt ausgerüstet waren, war unser langsames Vorankommen zum Großteil durch unseren unerfahrenen Ranger bedingt, der vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben auf Schnee und Eis gelaufen war.
Trotzdem kamen wir noch pünktlich um 6 Uhr morgens zum Sonnenaufgang am Gipfel, dem „Socialist Peak“, an und konnten uns an der atemberaubenden Aussicht erfreuen.
Der Name „Socialist Peak“ stammt übrigens aus der sozialistischen Zeit Tansanias unter Julius Nyerere. Bis zum Jahre 1960 hatte er noch einen deutschen Namen, da er zum deutschen Kolonialgebiet Ostafrika gehörte und 1904 von einem Deutschen zuerst bestiegen wurde (und sicher unter ganz anderen Bedingungen, als wir es getan haben).
Eigentlich hatten wir zu Anfang geplant den Mount Meru in vier Tagen zu besteigen. In diesem Falle wären wir nämlich am selben Tag lediglich bis zur Miriakamba- Hut abgestiegen.
Da wir aber gutes Geld sparen konnten und ansonsten viel Zeit am vierten Tag im Park verbracht hätten, sind wir den ganzen Weg (3000 Höhenmeter und ca. 25 km Wegstrecke) bis zum Momella Gate abgestiegen – leider etwas zu Lasten unserer Knie.
Einige von uns, darunter auch ich, hatten ebenfalls mit leichten Kopfschmerzen zu kämpfen – ein Anzeichen für die Höhenkrankheit AMS (Acute Mountain Sickness). Aufgrund der zunehmenden Höhe nimmt der Luftdruck und damit der Sauerstoff-Partialdruck ab. Durch die verringerte Sauerstoffaufnahme kann es zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff kommen, insbesondere bei starker körperlicher Anstrenung und rasch zunehmender Höhe. Die ersten Anzeichen sind hoher Puls, tiefe Atmung und leichtes Druckgefühl im Kopf (das drei von uns sechs auch gespürt haben). Abhilfe verschafft meistens einfach mehr Ruhepausen einzulegen oder sogar einen ganzen Tag auf der Hütte zu verbleiben, damit der Körper zusätzliche rote Blutkörperchen bilden kann. 
Da wir am selben Tag wieder auf 1500 Meter abgestiegen sind, ging es uns auch bald wieder besser.


Trotz aller Qualen und der ungewohnten Kälte, sind wir sehr zufrieden und werden diese Tour bis aufs weitere nicht so schnell vergessen! Wir können jedem, der mal nach Tansania kommt es weiterempfehlen den Mount Meru zu besteigen, insbesondere wenn man Kälte sowie steile Kraterrände nicht scheut und dem Massentourismus am Kilimandscharo entgehen möchte.