Dienstag, 20. Dezember 2011

Maji ya moto

Seit letztem Wochenende hat Matthias wieder mal den Landrover von DTPower, da diesen Monat weitere 70 Solarsysteme installiert werden. Und nach Hergens letztem Bericht über den Oldonyo Lengai und die Höhlenmalereien in Kolo könnt ihr euch ja wahrscheinlich schon denken was das heißt: Trips „into the bush“, denn mit einem Landrover kann man einfach die unerschlossenste Orte erreichen.
So haben wir uns letztes Wochenende mit einer diesmal ziemlich internationalen Gruppe, bestehend aus Deutschen, Franzosen und Weißen die schon lange hier wohnen, Englisch sprechen und deren Ursprung schwer definierbar ist, zu Maji ya Moto (heißen Quellen) aufgemacht.
Meine Erwartungen hierzu bestanden aus heißem, blubberndem Wasser mitten in der Steppe, in dem man kaum baden könnte, und den gesamten Weg über sah es auch so aus. Als wir jedoch ankamen, sahen wir eine paradiesische Oase wie aus Kinderträumen vor uns:


Klares, angenehm warmes Wasser (vermutlich um die 30°C) in der Größe mehrerer, durch Kanäle verbundener Swimmingpools, Mangroven und Palmen an den Rändern und schlafende Fledermäuse an den Palmenblättern. Der einzige Störfaktor waren ein paar Autos und einige Touristen, denn obwohl der Ort schwer zu erreichen ist, scheint Maji ya Moto schon ein bisschen bekannt geworden zu sein. Die Höhepunkte waren übrigens eine Seilschaukel über das Wasser, und Bäume, von denen man nach kurzer Kletterei ins Wasser springen konnte.


Das Wasser kommt übrigens aus mehreren großen Löchern an den Rändern und am Boden. Zum Glück hatte einer der Franzosen eine Taucherbrille dabei, mit der wir ein bisschen hinunter tauchen konnten und da das Wasser direkt aus der Erde kommt, konnte man es sogar trinken.
Neil, einer der beiden einheimischen Weißen, erklärte uns später, dass unter dem ganzen Gebiet ein Aquifere, also ein unterierdisches Wasserreservoir liegt, das die Quellen speist. Und da es an dieser Stelle offen ist, fließt es in Maji ya Moto einfach aus und bildet ein weiteres Highlight der tansanischen Natur.


So, genug der Touristenattraktionen! Jetzt geht es wieder an die Arbeit – versprochen!

Dienstag, 29. November 2011

Schulprogramm

Da ein wichtiger Teil unseres Aufenthalts hier, die Arbeit bei KAKUTE, auf dem Blog bisher ein bisschen kurz gekommen ist, möchte ich diesen Beitrag unserem ersten Projekt widmen, dem Schulprogramm.

Schon unsere Vorgänger hatten an einer Schule in Themi, einem Stadtteil Arushas, begonnen, eine Gruppe von Schülern über Erneuerbare Energien zu unterrichten. Dadurch war Mr. Olomi, der Schulbeauftragte von Themi, schon gut über unser Kommen informiert und auch motiviert, die Arbeit fortzuführen.
Der Sinn eines Schulprogramms über Erneuerbare Energien besteht erstmal in der Bildung von Umweltbewusstsein bei den Schülern. Da Schüler potentiell lernfähiger sind als ihre Eltern,die Bereitschaft zu Veränderungen höher ist und sie als Multiplikatoren dienen, in dem sie das Erlernte zu Hause weitergeben, sind sie die perfekte Zielgruppe für Aufklärungsarbeit im Bereich von erneuerbaren Energien. Das ist zumindest theoretisch alles schön und gut.
In einem Land, in dem jede Art von Hochtechnologie importiert wird und fast keine Industrie und technisch-naturwissenschaftliche Forschung existiert, kommt unserer Meinung nach jedoch noch ein zweiter wichtiger Punkt hinzu, auf den uns der Bildungsbeauftragte von Arusha, Mr. Mkombole, gebracht hat. Mr. Olomi hatte uns schon auf die Tatsache aufmerksam gemacht, dass der größte Teil von Schülern sich in dem sozialwissenschaftlichen Bereich entwickeln wolle, während nur Wenige Naturwissenschaften, vor allem Mathematik wählen. Mr. Mkombole sprach uns als erstes seine Bewunderung für deutsche Technologie und deutsche Ingenieurskunst aus, auf die er die hohe wirtschaftliche Entwicklung des Landes zurückführte. Und daher, dass genau dieses Wissen in Tanzania nicht vorhanden sei, sehe er auch eines der größten Probleme des Landes. Seiner Meinung nach sei es also nicht nur wichtig, Schüler über Erneuerbare Energien aufzuklären, sondern auch, sie dazu zu motivieren, sich später in diesen Bereich zu entwickeln.
Schüler bei Gruppenarbeit

Wir konnten uns schnell mit dieser Idee identifizieren, denn obwohl wir natürlich zu Klimaschutz beitragen wollen, macht es wirtschaftlich für Tanzania wenig Sinn, beim Einkauf von Erneuerbaren Energien weiterhin auf Importe angewiesen zu sein. Und daher hoffen wir, auch diesen zweiten Teil in unser Programm integrieren zu können.
Doch um mal von der theoretische Rechtfertigung des Projektes weg zu kommen, nun auch ein paar Berichte über unser bisheriges Vorgehen.

Langfristig planen wir, eine Solar Teaching Unit von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft einzuführen, die momentan jedoch noch nicht verfügbar ist. Daher beschlossen wir, erstmal an drei Schulen zu beginnen, selbst einige Stunden zu unterrichten und so an diesen Schulen auch die Lehrer schon mit dem Thema vertraut zu machen. An einer Schule hatten schon unsere Vorgänger begonnen zu unterrichten, da es jedoch eine staatliche Grundschule ist und daher auf Kiswahili unterrichtet wird, haben wir den Start des Programms dort erstmal auf Februar verschoben. Bei den anderen Schulen handelt es sich um eine private Grundschule „Highridge“ und die Arusha Day School, eine weiterführende Schule, an denen auf Englisch unterrichtet wird.
Der erste Anlauf bei der Arusha Day School sah zunächst recht vielversprechend aus; nach einem ersten Besuch bei der Schulleitung hatten wir gleich einen Termin um mit einer Gruppe von dreißig Schülern einen ersten Einstieg in den Unterricht zu machen, um dann nach den Ferien im Dezember im Februar weiter zu unterrichten. Als wir jedoch zum vereinbarten Termin ank
amen und uns kurz vorher sogar noch mal den Termin hatten bestätigen lassen, waren plötzlich überhaupt keine Schüler anwesend, da alle ins Stadion gegangen waren. Einige nette Lehrerinnen versprachen uns die Schulleitung zu informieren, aber bis heute haben wir nichts mehr gehört...
Dafür war unser Start bei Highridge umso erfolgreicher. Nach mehreren Treffen zur Vorbereitung des Programms, bei denen auch die Lehrer ihre Ideen einbrachten, konnten wir vor zwei Wochen mit dem Unterricht mit einer Gruppe von Dritt- bis Fünftklässlern beginnen. Während der Vorbereitung hatten wir durch Anregung von Lehrer Ali, den wir inzwischen sehr schätzen, entschieden, zusätzlich zu den von uns vorbereiteten Materialien auch einenpraktischen Teil zum Thema Photovoltaik durchzuführen.
Lehrer Ali erklärt Solarenergie
Außerdem hatten wir Fotos und Videos zum Thema vorbereitet, die wir auf unseren Computern und einem Fernseher der Schule zeigen wollten, um den Unterricht ansprechender und verständlicher zu gestalten.
Inhaltlich ging es mit fossilen Energieträgern und Klimawandel los, auf deren Grundlage wir dann mit erneuerbaren Energien, vor allem Photovoltaik, beginnen konnten. Zum Thema Photovoltaik konnten wir mit Alis Hilfe tatsächlich einen kleinen Workshop mit den Kindern durchführen, denn er hat selbst ein System zu Hause, welches er auch bereitwillig mitbrachte und den Schülern erklärte. Außerdem konnten wir verschiedene Bestandteile eines Solarsystems von KAKUTE mitnehmen und die Kinder so einige Versuche durchführen lassen, zum Beispiel die Auswirkung
von Schatten auf dem Solarpanel anhand einer direkt angeschlossenen Lampe demonstrieren.
In der nächsten Stunde werden wir dann noch über Müllentsorgung und Umweltschutz im Allgemeinen sprechen und zum Schluss folgt dann ein Test, der zur Auswertung des Programms dienen soll und natürlich auch eine Lernmotivation für die Schüler darstellt....
Was die oben beschriebenen Ziele des Programms angeht, sind diese während des Unterrichts bei Highridge meiner Meinung nach gut erreicht worden. Zum einen wurden die Schüler über erneuerbare Energien und Probleme wie Klimawandel und Umweltzerstörung aufgeklärt. Dies zeigt sich zum Beispiel an ihrer großen Nachfrage nach Solarlampen, die wir ihnen im Unterricht vorstellten und wird sich hoffentlich auch im Test beweisen.
Auch das zweite Ziel, Schüler ein wenig für naturwissenschaftlich technische Themen zu interessieren, wurde erreicht, jedoch natürlich vor allem dank Alis Idee, einen Workshop durchzuführen.
Unser jetziges Problem besteht darin, zu sehen, wie wir es schaffen können, diese Ziele umzusetzen, ohne selbst zu unterrichten. Die ursprüngliche Idee besteht darin, die (noch nicht verfügbare) Solar Teaching Unit an Lehrer zu verteilen und diese darin zu unterrichten, sie richtig zu verwenden. Dabei werden sie jedoch an den meisten Schulen wahrscheinlich nicht über Medien wie Computer und Fernseher verfügen um Bilder und Filme zu zeigen und noch viel weniger über ein Solarsystem oder ähnliche Versuchsmaterialien. Das Ziel der Ausbildung von Umweltbewusstsein bei den Schülern kann also durch die Unit vermutlich erreicht werden, wenn auch auf nur bedingt ansprechende Art. Naturwissenschaftlich „spannende“ Erklärungen werden aber schwierig sein, weshalb das zweite Ziel wohl hierdurch nicht erreicht werden kann.
Trotzdem ist es für uns wichtig, das Programm über kurz oder lang selbständig über Lehrer laufen zu lassen um es so nachhaltig zu gestalten, denn wir sind eben nur für ein Jahr hier. Und wie wir das sinnvoll und ohne ausschließliche Begrenzung auf trockene Erklärung von Klimawandel und den Vorteilen von Erneuerbaren Energien schaffen können, wird sich hoffentlich im Laufe der weiteren Entwicklung des Programms zeigen!
Es hat übrigens auch sehr viel Spaß gemacht mit den Schülern zusammenzuarbeiten und wir waren uns darin einig, dass wir, falls wir mal Lehrer werden sollten, eindeutig lieber in Tanzania als in Deutschland unterrichten wollen;).

Donnerstag, 10. November 2011

Die Altkleider-Lüge - Wie Spenden zum Geschäft werden

Gestern hat uns Tanja Neubüser, Geschäftsführerin der DTP, auf einen Artikel der "Zeit" über den profitablen Handel mit Altkleidern aus Deutschland aufmerksam gemacht. Gerne hätte ich diesen heute auf unserer Homepage veröffentlich, anscheinend wurde er aber bereits von der Homepage der "Zeit" gelöscht.
Dafür habe ich aber den ursprünglichen Artikel auf der Internetseite des NDR gefunden. Neben einem Artikel findet ihr dort auch ein sehr sehenswertes Video (hier klicken!!) über die Konsequenzen, die in Tansania durch die Altkleiderspenden entstehen.
Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack:

"Wenn ich abends ins Bett gehe, weiß ich wenigstens, dass ich etwas Gutes getan habe", sagt stolz ein Mitarbeiter einer deutschen Hilfsorganisation, der die Sammelcontainer mit den Altkleiderspenden leert. "Von hier aus gehen die Sachen direkt in die Katastrophengebiete der Welt", erzählt er.

Doch was er offensichtlich nicht weiß: Ein Großteil der gespendeten Altkleider wird in Wahrheit weiterverkauft - zum Kilopreis. Die Profiteure sind Unternehmen, die mit Secondhandgarderobe ein knallhartes Geschäft machen. Oft verkaufen Hilfsorganisationen auch nur ihr Logo, ihren guten Namen auf den Containern von Altkleiderfirmen. Ein Betrug an diejenigen, die glauben, sie tun Gutes für die armen Menschen in der Dritten Welt? Die besten Stücke würden für den Altkleidermarkt in Russland aussortiert, erklärt ein Mitarbeiter, denn dort habe das Geschäft mit gebrauchten Markenwaren Hochkonjunktur. Nur die zweite, dritte oder vierte Wahl der Altkleider gelangt nach Afrika. Das sind immerhin noch 60 Prozent der Kleidung, die in Deutschland für gute Zwecke gespendet wurde.
Doch was passiert dort mit den Altkleidern? Die NDR Autoren Michael Höft und Christian Jentzsch suchen die Antwort in Tansania. Was sie dort erleben, ist schockierend: Nicht nur deutsche Firmen und Hilfsorganisationen verdienen gut an den Kleiderspenden, auch für die meist libanesischstämmigen Händler in Afrika sind Altkleiderspenden ein lukratives Geschäft. Selbst die Ärmsten der Armen müssen dafür bezahlen. Früher haben viele von ihnen noch in der einheimischen Textilindustrie gearbeitet, aber die ist mittlerweile abgewirtschaftet. Die Billigsachen aus Europa haben die gesamte Bekleidungsindustrie des Landes in den Ruin getrieben. 50 Container mit Altkleidern werden jeden Monat im Hafen von Daressalam angelandet. Das sind 20.000 Tonnen Bekleidung, die dem ostafrikanischen Kleidermarkt jede Chance nehmen. Die einzigen Näherinnen, die noch Arbeit haben, sind jene, die die Größen der XXL-Hosen aus Europa und Amerika auf die Konfektionsmaße der hungernden afrikanischen Bevölkerung umändern.

Felix und ich haben bereits von den günstigen Kleiderpreisen profitiert. Ein Hugo Boss Hemd kostet beispielsweise auf dem Markt ca. 5000 Schillinge, das enspricht beim derzeitigen Kurs etwa 2,10€.
Doch dieser Artikel hat uns wieder vor Augen geführt wie bodenlos der Großteil der Entwicklungshilfe ist. 
Ich bin mir sicher, dass jeder, der Kleidung spendet, dies mit einem guten Gewissen tun und seine Kleindung gerne ärmeren Menschen zur Verfüngung stellen möchte. Das dies letztendlich zum Gegenteil führt, ist sicherlich nur Wenigen bewusst.
In dem Zeit-Artikel stand, dass es das Beste sei, seine Altkleider sorgfältig zu zerschneiden, bevor man sie spendet. So kann man sich nämlich sicher sein, dass die Kleidung in den Wertstoffkreis zurückkehrt und nicht für profitable Geschäfte privater deutscher Unternehmen ausgenutzt wird, die die tansanische Textilindustrie zerstören.

Donnerstag, 3. November 2011

„Fahrt am großen Baum einfach links!“

Die letzten beiden Wochenenden haben Felix und ich es so richtig krachen lassen, nicht nur was unseren Geldbeutel anging, sondern leider auch meinen Finger...
Wir sind nämlich mächtig unterwegs gewesen! Und zwar vorletztes Wochenende in der Nähe von Babati, um uns 3000 Jahre alte Höhlenmalereien anzuschauen und im Tarangire Nationalpark, sowie letztes Wochenende am Lake Natron und sogar AUF dem Ol Doinyo Lengai, dem heiligen Berg der Massai.
Dies wurde uns vor allem dadurch ermöglicht, dass wir das Auto von DT Power, dem deutschen Partnerunternehmen von KAKUTE, benutzen konnten. Am ersten Wochenende waren wir noch zu viert unterwegs, nämlich mit Guido und Matthias, zwei Mitarbeitern von DT Power, am zweiten Wochenende war Guido leider schon abgereist.
Eigentlich hätten wir am ersten Wochenende schon zum Lake Natron fahren sollen, doch wir kamen etwas später los, weil alles mal wieder, typisch tansanisch, länger gedauert hatte. So konnte Matthias den Mietvertrag vom Land Rover erst um 10 Uhr fertig gestellt bekommen. Darauf riet Guido uns davon ab zum Lake Natron zu fahren, da dies aufgrund der Straßenverhältnisse wohl sechs Stunden gedauert hätte.
Unglaublich aber wahr!

Aus diesem Grund beschlossen wir zu den Höhlenmalereien nach Kolo zu fahren, von denen Lars, unser Sprachkursleiter und ehemaliger Volunteer der DTP aus Deutschland, geschwärmt hatte. So ganz genau wusste keiner von uns, wie lange wir unterwegs sein würden, aber keiner hatte ehrlich damit gerechnet, dass wir gerade so vor Einbruch der Dunkelheit ankommen würden. Als wir um ca. 17 Uhr immer noch keine einzige Höhlenmalerei vor Augen bekommen hatten, entschieden wir uns, in einem der Dörfer nach Hilfe Ausschau zu halten. Leider hatten die meisten der Dorfbewohner noch nie von den Malereien gehört, bis wir irgendwann einen ausgedienten Lehrer fanden, der sie mit seinen Schülern vor Jahren mal besichtigt hatte. Er beschwichtige uns die ganze Fahrt über, dass es überhaupt gar nicht weit sei. Aber wie das mit verschiedenen Kulturen ja so ist, unterscheiden sich unsere Vorstellung von „nicht weit“ maßgeblich. Daher waren wir alle heilfroh am Ende doch noch im Hellen und einer weiteren Stunde Autofahrt durch nicht gerade angenehmes Gelände, anzukommen. Mehr als wir hat sicherlich der Land Rover Discovery gelitten, zumal Matthias den Autohändler beschwichtigt hatte, in ganz sicher nur im Stadtverkehr zu benutzen.
Am Ende sahen wir jedoch tatsächlich Höhenmalereien, die wir ohne unseren gecharterten Guide jedoch wohl nie gefunden hätten. Denn nicht nur der Weg war ziemlich versteckt, sondern man musste die Malereien auch erst mit Wasser aufdecken, um sie schließlich sehen zu können. Leider hatten wir nur wenig Wasser dabei, aber ohne den Tipp des alten Mannes hätten wir wohl nicht mal den kleinen Flecken zu sehen bekommen, den wir am Ende vor schließlich vor Augen hatten.

Mit ein wenig Kreativität erkennt man eine Giraffe!
Die Malereien und die Aussicht von den riesigen Felsen, auf denen wir mehr oder weniger sicher herum kletterten, machten die la
nge Reise jedoch wieder wett, sodass wir anschließend wieder gut gelaunt ins Auto stiegen.

Doch das eigentliche Abenteuer stand uns noch bevor.
Nach einer Stunde Fahrt durch düstere Savanne, bekamen wir immer mehr das Gefühl, dass unser tansanischer Freund die Orientierung verloren hatte, da wir uns letztendlich auf einem Feld wiederfanden. Zwar war der Tank noch zu mehr als einem Viertel voll, doch eigentlich hatten wir noch vor an diesem Abend bis an die Grenze des Nationalparks zu kommen.
Am nächsten Morgen, schöner kann man nicht aufwachen, oder?
Dies schafften wir auch gegen 12 Uhr Mitternacht, nachdem wir durch
Hilfestellungen und Erklärungen wie „fahrt bis zum großen Baum und dann links“ die perfekte Orientierung gewonnen und das ein oder andere Flussbett überquert hatten. Das Auto sah mittlerweile schon äußerst mitgenommen aus.
Um die Nacht ohne Angst vor Raubtieren zu überstehen, gönnten wir uns noch ein Fläschchen tansanischen Schnaps (Konyagi), bevor wir erschöpft, aber glücklich unter freiem Sternenhimmel einschliefen. 

Leider verlief der folgende Sonntag nicht so, wie wir uns ihn vorgestellt hatten. Unser Plan war es, durch ein kleines Ranger-Gate in den Tarangire Nationalpark zu fahren und ahnten schon, dass uns dies Probleme bereiten würde, aber mit der Arroganz ,mit der uns der Verantwortliche für den Nationalpark am Telefon begegnete, hatten wir nicht gerechnet. Es stand quasi nicht zur Diskussion sich auf eine Lösung zu einigen, sodass wir etwa 100 km wieder zurück fahren mussten. Unterwegs wurden wir dann tatsächlich noch von der Polizei angehalten. Der deutsche Führerschein von Guido wurde akzeptiert, sogar das Warndreieck hatten wir komischerweise an Board nur der „SECRUITY STICKER“ fehlte. Wie konnten wir den bloß vergessen! Der hätte uns sicherlich bei einem Unfall das Leben gerettet. Das die Sicherheitsgurte auf den Rücksitzen nicht mehr funktionsfähig waren, interessiert in Tansania eher weniger...
Nachdem wir den aufmerksamen Polizisten schließlich hoch und heilig versprochen hatten, dies unserem Autoverleih zu melden, durften wir unsere Reise fortsetzten.
Doch die nächste bürokratische Hürde erwartete uns bereits am Maingate das Nationalpark: Kein Bargeld, nur Kreditkarten. Wunderbar. Nach einer eher einseitigen Diskussion, durften wir schließlich doch passieren, mittlerweile kannte uns auch schon die halbe Belegschaft...
Wir haben tatsächlich eine Menge Tiere gesehen, auch ein paar tote, denen wir mindestens genau soviel Aufmerksamkeit widmeten.

Besonders beeindruckend waren die Baobab Bäume, die einen Stammdurchmesser von 10 Metern erreichen können und bis zu 2000 Jahre alt werden.
Neben Gnus, Zebras, dem afrikanischen Büffel und Giraffen haben wir auch eine Menge Elefanten, Strauße Gazellen, Warzenschweine und sogar einen Geparden aus nächster Nähe gesehen.
Insgesamt war es ein schönes Erlebnis, hat jedoch stark an einen Zoobesuch erinnert, besonders wegen der vielen Safariautos und Touristen.

Etwas untouristischer und auch gefährlicher ging es dafür dieses Wochenende zu. Da es letztes Wochenende mit dem Lake Natron und dem Ol Doinyo Lengai nicht geklappt hatte und wir den Geländewagen noch bis Montag geliehen hatte, fuhren wir Samstag morgen gleich los. Zu Felix und meiner Freude durften wir auch mal das Steuer des Fahrzeuges übernehmen. Auf dem Weg dienten wir als kostenloses Taxi für ca. 10 Tansanier, was jedoch die Massai-Hüter am ersten Gate auf dem Weg zum See nicht davon abhielt, von uns den Touri-Preis von 10$ für die Durchfahrt zu verlangen.
Zum Glück wurden die beiden anderen Gates von deutlich kompromissbereiten Tansaniern bewacht, sodass wir einen fairen Preis aushandeln konnten. Doch das Glück war nicht lange mit uns, denn kurze Zeit später, als wir nach einem Wasserfall fragten, den uns Guido empfohlen hatte, lautete die Antwort prompt „Wo ist denn euer Führer?“.
Es ist teilweise echt anstrengend in Tansania ohne viel Geld und Safari-Organisation zu reisen. Der Tourismus hat sich mittlerweile so weit entwickelt, dass man für so gut wie alles etwas zahlen muss und nur wenig auf eigene Faust erkunden kann.
Auf die Frage stiegen wir einfach aus unserem Auto und aßen so lange bis die Ranger verschwunden waren, stiegen wieder ins Auto, parkten es hinter einem Baum und liefen Flussaufwärts Richtung Wasserfall.

Nach ca. einer Stunde Kletterei und bereits durchnässt, erreichten wir schließlich den Wasserfall. Der Wahnsinn! Ich denke zwei Bilder an dieser Stelle sagen mehr als zweihundert Worte.                                                 
    

















Eigentlich rechneten wir schon damit, dass die Ranger an unserem Auto warten würden, aber, dass uns tatsächlich ein Kerl mit Sonnenbrille und Maschinengewehr gegenüberstehen würde, übertraf doch unsere Vorstellungen. Natürlich mussten wir wieder zahlen und unsere Hoffnung, den Ol Doinyo Lengai auf eigene Faust zu besteigen, ohne erwischt und erschossen zu werden, verließ uns zunehmend, zumal wir mittlerweile im gesamten Dorf berühmt waren.
Um ca. 3 Uhr
Nach harten Verhandlungen einigten uns später auf einen Preis von 80 $, anstelle von 100$, für die Besteigung des fast 3000 Meter hohen Ol Doinyo Lengai , inklusive eines Führers, über den wir später auch heilfroh waren.
Um halb 12 nachts ging es los, nachdem wir noch ein wenig im Auto geschlafen hatten und uns mit Dosenfleisch, zwei Packungen Toastbrot und einer Auswahl an Früchten gestärkt hatten. Gegen halb 1 erreichten wir den Fuß des Berges und stellten dort das Auto ab, welches die Nacht über von einem ca. 1,60 Meter großen „Massai-Krieger“, der jedoch nicht den Anschein hatte besonders gefährlich zu sein, bewacht wurde, da es angeblich Clans gibt, die sich darauf spezialisiert haben, Autos von Touristen zu klauen.
Wir hatte vorher im Reiseführer gelesen, dass es zum einen gut ist nachts zu wandern, damit man der Mittagshitze entgeht und zum andern, damit man nicht ständig beim Anblick der steilen Berges entmutigt wird. Teilweise betrug die Steigung bis zu 60 %.
Trotzdem kamen wir sehr zügig voran, sodass wir um halb 4 eine Pause einlegten und zwei Stunden warten mussten, da es auf dem Gipfel noch kälter sein würde, wie uns der Guide erklärte. Wir konnten sogar relativ gut schlafen, auch wenn es wirklich extrem kalt war. Sichtlich unterkühlt ging es dann gegen halb 6 weiter. Um halb sieben erreichten wir schließlich den Kraterrand des noch einzig aktiven Vulkans Ostafrikas. Besser hätte das Timing nicht sein können: gerade in diesem Moment
Kilimanjaro und Mount Meru
ging die Sonne direkt hinter dem circa 250 Kilometer entfernten Kilimandscharo auf.
Der Abstieg gestaltete sich trotz besserer Sicht als gefährlicher. Wir rutschten mehrere Male und verloren den Halt . Felix hatte mit Knieproblemen zu kämpfen während ich stürzte und mir meinen kleinen Finger brach.

 Trotz dieser Anstrengungen war es ein unbeschreiblich aufregendes und beeindruckendes Erlebnis, dass uns in Erinnerung bleiben wird und uns bereits hungrig auf den Mount Meru gemacht hat. Die Fortsetzung folgt also hoffentlich im Dezember!

Der Ol Doinyo Lengai - heiliger Berg der Massai

Mittwoch, 26. Oktober 2011

"Mein Verein" - Aktion der Ing-DiBa

Heute gibt es mal ausnahmsweise nicht nur unlimited News aus Arusha, sondern eine kleine Bitte an euch:
Die Ing-DiBa spendet den 1000 beliebtesten Vereinen in Deutschland jeweils 1000€. Für unsere Organisation, die DTP, ist das Geld wichtig, um ein Projekt zu finanzieren, bei dem Solar Study Lights aus Indien günstig an tansanische Schüler verkauft werden sollen. Insgesamt wird der Einkauf der Lichter eindeutig mehr kosten, 1000€ wären jedoch schon ein wichtiger Beitrag.
Auch wir planen nächstes Jahr diese Lampen in unser Schulprogramm mit aufzunehmen, für dieses Jahr haben wir bisher nämlich nur die Möglichkeit, Schüler über Erneuerbare Energien zu unterrichten, ohne ihnen aber konkrete Alternativen zu Öllampen oder Kerzen anzubieten. Die ersten Lampen sollen in Sansibar verkauft werden, was uns als gute Vorlage für eigene Projekte dienen würde.
Es wäre also toll, wenn ihr der DTP mit eurer Stimme unter die Arme greifen könntet, denn je schneller das Geld zusammen ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgandwann noch größere Mengen verkauft werden können!

Klickt einfach auf das unten aufgeführte Symbol, dann werdet ihr zur Ing-DiBa Homepage weitergeleitet und könnt direkt für die DTP abstimmen!

Montag, 26. September 2011

Bongo Flava & co.

Tanzen, singen, feiern, glauben, zuhören; Musik ist in Tansania Big Business. Sie ist das mit Abstand am meisten genutzte Unterhaltungsmedium und in ihr drückt sich in vielerlei Hinsicht die gesamte Lebenslust der meisten Tansanier aus.

Schon auf der Fahrt nach Arusha ist uns diese Wichtigkeit bewusst geworden, denn die gesamte Zeit über liefen Musikvideos in ohrenbetäubender Lautstärke. Wir hätten viel lieber geschlafen, I Pod gehört, Kiswahili gelernt, oder vielleicht einen ordentlichen Film auf dem kleinen Fernseher im Bus geschaut, aber das war hierdurch leider nicht mehr oder nur noch schwer möglich.

Wenn man aber bedenkt, dass die meisten Tanzanier nicht die Möglichkeit haben individuell Musik auf MP 3 Playern zu hören und nur wenige sich durch lesen beschäftigen, wird schnell etwas verständlicher, wieso die Musik im Bus so wichtig ist. Denn auch Filme sind keine wirkliche Alternative, bei ihnen unterscheiden sich die Geschmäcker für gewöhnlich um einiges stärker als bei Musikrichtungen. - Bongo Flava und kirchlich geprägte Musik erreichen nämlich eine unglaublich große Masse der Bevölkerung, was für uns teilweise schwierig ist....


Bongo Flava ist der Sammelbegriff für alles, was in Tanzania auf Kiswahili produziert wird und in irgendeiner Weise mit Hip-Hop zu tun hat. Der Name deutet auf den Geschmack der Hauptstadt Dar hin, denn Bongo ist ein umgangssprachlicher Begriff für Dar oder auch Tanzania allgemein. Bongo Flava ist also eine Bezeichnung für ziemlich guten Tansanischen Rap, coolen Hip Hop und für den am meisten gehörten Teil, softe Sänger die zu sich stark ähnelnden Beats vor sich hin singen. Genau diese Art von Musik war im Bus die Dominante und auch hier zu Hause ist sie fast immer zu hören, zumindest wenn es Strom gibt.

Auch wenn die Musik an sich für uns etwas gewöhnungsbedürftig ist, die Reaktion der Menschen darauf ist es wert. Fast jeden Abend wird zu Hause getanzt und allen Familienmitgliedern macht es einfach Spaß sich zur Musik aus dem Fernseher zu bewegen, der wahrscheinlich zu mehr als 90% zum Musikhören genutzt wird.

Fast am beliebtesten und auch unser Favorit ist jedoch nicht zum Bongo Flava zu zählen, sondern ein Lied aus Angola, vor allem, weil es einfach anders ist. Prakatatumba – niemand weiß welche Sprache es ist, aber alle singen mit (es ist Portugiesisch wie ich nach einiger Zeit herausgefunden habe;) :

Im Video kann man übrigens wunderbar sehen, was tanzen hier bedeutet, der Kerl könnte nämlich genauso gut aus Tanzania kommen.

Das anstrengendste Lied ist unserer Meinung nach das folgende "Kwetu Pazuri", im Bus lief es ungefähr zehn mal und auch sonst hört man es ständig, obwohl es eher zu kirchlicher Musik als zu Bongo Flava gehört. Im Gegensatz zu Prakatatumba hat es jedoch überhaupt nichts besonderes und das Video ist echt schwach...



Und um noch ein unserer Meinung nach ziemlich cooles Lied des Bongo Flava vorzustellen kommt hier Tila Lila, vor allem dreht sich der Text hierbei ausnahmsweise nicht nur um Mapenzi (Liebe):


Europäische bzw. amerikanische Musik wird übrigens auch gehört, sie ist jedoch schon um einiges weniger beliebt und wird am ehesten noch von Leuten in unserem Alter gehört. Es ist also nicht so, dass es gar keine Alternativen gäbe, die einheimische Musik ist einfach am beliebtesten, was eigentlich auch positiv ist.

Für die hohe Lautstärke habe ich bisher übrigens noch keine sinnvolle Begründung gefunden, im Bus lag sie vermutlich daran, dass es die weibliche Begleitperson der Busgesellschaft so wollte. Über die Bedeutung von Rücksicht auf Mitmenschen werden wir zumindest ein anderes Mal schreiben müssen, sie ist auf jeden Fall ein Thema für sich....

Sonntag, 18. September 2011

Tansanische Konsumgewohnheiten

600 000 Schillinge ≈ 270 €, unpraktisch, wenn man große Beträge ausgeben möchte

2 Gigabyte Internetguthaben für 40 000 Schillinge, 3 Gigabyte für 90 000 Schillinge?
50 Gramm Waschmittel für 200 Schillinge, 1 Kg für 4800 Schillinge?

Ja, in der Tat, die tansanischen Konsumgewohnheiten entsprechen ganz und gar nicht den deutschen. Hier gilt nicht „Kaufe mehr, zahle weniger“.
Neben dem ökologischen Aspekt (20 kleine Waschmitteltüten ergeben sicherlich 5 Mal so viel Plastik wie eine Große) hat uns dies schon zu Beginn unseres Aufenthaltes in Tansania heftiges Kopfschütteln beschert und uns fiel schlicht kein Grund für dieses merkwürdige Preis-Mengenverhältnis ein.

Auf unserer Vorbereitung in Glücksburg hatten wir gelernt, dass es häufig zwischen unterschiedlichen Kulturen zu Missverständnissen wie in diesem Falle kommt. Jeder Mensch und jede Kultur besitzt ein eigenes Muster des Denkens, Handelns und Fühlens. Dabei handelt es sich um ein unbewusstes Muster, dass unser gesamtes Denken, Fühlen und Handeln bestimmt, eben auch für uns selbstverständliche Dinge, wie, dass eine 1 Kg Packung Waschmittel weniger kosten muss, als zwanzig 50 Gramm Waschmitteltüten (wie z.B. in der Konsumgesellschaft Deutschland).

Letzte Woche habe ich die Tochter unseres Chef bezüglich der tansanischen Konsumgewohnheiten befragt, nachdem ich erfahren hatte, dass man beim Kauf eines Handyguthabens über 5 mal 1000 Schillinge praktisch mehr Freiminuten gratis bekommt, als wenn man sich direkt ein Handyguthaben über 5000 Schillinge kauft.
Sie erzählte uns, dass die Nachfrage nach kleine Beträgen und Mengen in Tansania sehr hoch sei, da sich viele Menschen keine großen Mengen/ Beträge leisten können. Dies wissen die Unternehmen und setzen daher den Preis auch dementsprechend niedrig an.
Auf der anderen Seite hingegen erzählte sie uns, dass es für die Menschen, die sich große Mengen/ Beträge leisten können, häufig kaum eine Rolle spielt, inwiefern diese relativ gesehen teurer sind. Dies wissen wiederum die Unternehmen auszunutzen und können aufgrund der geringeren Nachfrage den Preis hoch ansetzen.

Über die Folgeschäden beider Konsumgewohnheiten lässt sich streiten.
Eine Konsumgesellschaft wie die Deutsche schadet der Umwelt sicherlich mehr, es ist trotzdem schwer die Tansansiche nachzuvollziehen, wenn man die enormen Ansammlungen von Verpackungen an den Straßenrändern betrachtet.
"Dalla Dalla" Haltestelle Fibre, 300 Meter vom KAKUTE Office entfernt
 
Auf der einen Seite bin ich mir sicher, dass sich viele Tansanier wirklich keine großen Mengen an Produkten leisten können, um nur mal das Beispiel des Waschpulvers zu nennen. Aber auf der anderen Seite hat dies auch etwas mit der Lebensmentalität der Tansanier zu tun, die häufig sehr kurzfristig denken.
Dies ist auch ein Thema, welches uns auf der Arbeit beschäftigt.
Anstatt sich für einen hohen Betrag eine langfristig kostengünstige Solarlampe zu erwerben, ziehen es viele Tansanier vor, sich jeden Tag ein bisschen Öl für ihre Petroleumlampe zu kaufen, die nicht nur langfristig deutlich teurer, sondern obendrein auch noch gesundheitsschädlich ist.
Diesem Phänomen versucht unser Arbeitgeber KAKUTE in Kooperation mit einem deutschen Solarunternehmen entgegenzuwirken, indem sie Solar Home Systeme (80 bis 200 Watt Komplettsysteme für ein Haus) anbieten, welche über einen Zeitraum von 36 Monaten zinsfrei bezahlt werden. Das Pilotprojekt wird gerade fertig gestellt, Ende diesen Monates wird ein Freiwilliger des deutschen Unternehmens seine Arbeit bei KAKUTE aufnehmen und die 100 Tansanier, die jeweils ein Solar Home System erworben haben, für sechs Monate begleiten.
Hierdurch wird es vielleicht möglich sein, Vorteile aus beiden Ländern , also langfristige Investitionen zu kleinen Beträge, zu vereinbaren.



Sonntag, 4. September 2011

Das "Mzungu-Problem"

Seit unserer Ankunft in Tansania ist uns ein entscheidender Unterschied zu fast allen Tansaniern sehr schnell vor Augen geführt geworden: Die Hautfarbe.
Wir sind Weiße, Europäer, oder„Wazungu“, wie es auf Kiswhili heißt. Das ist eine Tatsache, die sich nicht ändern lässt, weder durch Integration, noch durch Aufklärung oder Entwicklung in Tansania, wir müssen sie einfach hinnehmen.
Genauso wie die Folgen, welche wir tagtäglich in verschiedenster Weise zu spüren bekommen.

Auf den ersten Blick hat es viele Vorteile als „mzungu“ hier zu sein, so kommt man zum Beispiel problemlos in gehobenere Läden, Hotels und Clubs, selbst wenn man für unsere Verhältnisse nicht gerade schick angezogen oder reich ist. Während der Einführungswoche hat es auch sehr geholfen, um erste Kontakte zu knüpfen und ein wenig in die Sprache hineinzukommen, denn viele Tansanier möchten einfach mal mit einem Europäer gesprochen haben, man ist eben eine Attraktion...
Im Gegensatz dazu stand sehr schnell der finanzielle Gesichtspunkt, denn als „laufender Geldautomat“ ist man ständig von sogenannter „price discrimination“ betroffen. Hierüber hat uns übrigens auch Jakob (der von Hergen bereits erwähnte Student aus Dar) aufgeklärt, der als Fremder in Rwanda vor dasselbe Problem gestellt worden war. Anscheinend ist es also in verschiedenen Teilen Ostafrikas üblich, Fremde über den Tisch zu ziehen, bei „reichen,“ unerfahrenen „wazungu“ ist es aber wohl doch am leichtesten... Nach einigen Versuchen und ersten Einblicken, was wie viel kostet, kommt man aber doch relativ schnell auf dem Markt klar.
Im Vergleich zu Arusha ist das jedoch eigentlich alles gar nicht erwähnenswert.
Bekanntlich ist die Stadt Ausgangspunkt für Safaris in die Serengeti, Mount Meru-Besteigungen und weitere Tourismusprogramme in Nordtansania, weshalb die Infrastruktur gut und die Stromversorgung verhältnismäßig stabil ist.
Blick auf den Mount Meru von Sombetini aus

Der große Nachteil wird schon beim ersten Besuch der Innenstadt bemerkbar: Touriverrückte Guides, Souvenirhändler und Künstler überall, die teilweise unglaublich aufdringlich versuchen, einen in bestimmte Läden, Safariunternehmen und ähnliches zu locken. Dabei sind sie meistens unglaublich freundlich, wir werden als „brothers from another mother“ oder mit „hakuna matata“, einem tourifreundlichen, aber falschen, Kiswahili angesprochen; und teilweise helfen sie auch tatsächlich bestimmte Dinge zu finden und geben wertvolle Tipps. Nach einiger Zeit wird es dann aber fast immer nötig, unhöflich zu werden, was immer auch ein bisschen weh tut. Wenn man aber einigermaßen schnell von einem Ort zum anderen gelangen möchte, geht es aber nicht anders.
Besonders schade ist, dass wir fast alle, die uns ansprechen, erstmal als nervigen Guide oder ähnliches abstempeln, was Small talk wie in Dar es Salaam sehr schwierig macht. Denn tatsächlich, auch hier haben wir schon einige nette Leute im Zentrum getroffen!

Vollkommen unterschiedlich hierzu ist Sombetini, der ländliche Stadtteil, in dem wir wohnen und mittlerweile auch schon einen kleinen Teil der Nachbarschaft kennen.
Wir werden vor allem als Attraktion angesehen, was dazu führt, dass viele Leute uns auf Englisch grüßen und uns die Kinder „Mzungu“ hinterher rufen. Das ist zwar nicht böse gemeint, nervt aber auf Dauer. Bisher gehen wir damit vor allem dadurch um, dass wir in gebrochenem Kiswahili antworten und den Kindern sagen, sie sollen „shikamoo“ zu uns sagen, eine Begrüßung, die jüngere Menschen zu älteren sagen. Das klappt tatsächlich auch häufig, ist aber trotzdem anstrengend...

Wir hoffen auf jeden Fall, in Zukunft etwas ruhiger durch die Straßen von Sombetini und Arusha gehen zu können, denn wenn uns die Leute irgendwann kennen und wir Kiswahili können, werden wir hoffentlich viel weniger als Tourist oder außerirdischer „Mzungu“ herüberkommen....
Und langfristig kann man ja auch darauf hoffen, dass „Wazungu“ hier irgendwann nicht mehr so auffallen werden, auf finanzieller Ebene, wie auf der der Unbekanntheit. Das gehört wohl auch irgendwo zu den Folgen unseres Aufenthaltes dazu, die nächste Freiwilligengeneration wird vielleicht schon weniger auffallen...;)

Viele Grüße,
Übrigens waren wir heute Wazungu-Style am Lake Duluti...
Große Bäume-
und wilde Warane!


Freitag, 2. September 2011

Welcome to Tanzania! Karibu sana!

Felix und ich sind nun zwei Wochen in Tansania, seit gut einer Woche in unserer Gastfamilie in Arusha.
Aber fangen wir mal ganz von Vorne an:
Ich hatte aus meiner Sicht das Glück schon am Freitag, den 19.08, um ca. 16 Uhr mit fünf anderen Freiwilligen aus Hamburg und Umgebung nach Dubai zu fliegen, während Felix erst gegen 22 Uhr aus Frankfurt startete. Dadurch , dass wir nämlich um Mitternacht in Dubai waren, hatten wir eine Aufenthaltszeit von 11 Stunden und konnten uns somit die Metropole angucken. Als wir die Passkontrolle passiert hatten und den Flughafen verließen, wurden wir fast von der Hitzewelle niedergedrückt, denn es waren gut und gerne 36°C (mitternachts!!!).
Aus einer Innenstadtbesichtigung wurde schließlich eine anderthalb stündige Taxifahrt auf der vierspurigen Autobahn durch Dubai.
Am nächsten morgen ging es dann zusammen mit den zwischenzeitlich eingetroffenen Freiwilligen gemeinsam nach Dar es Salaam. Dort erwartete uns ein einwöchiges Einführungsseminar, dass sehr gut strukturiert war; neben vier Kiswahlili Sprachkurseinheiten, einer Stadtrallye, zwei Meetings bei tansanischen Solarunternehmen ,waren wir auch bei der deutschen Botschaft und einen Tag am Strand.
Geil oder geil?
Untergebracht waren wir auf dem Campus der University of Dar es Salaam. Teilweise hatten wir kein fließendes Wasser und auch keinen Strom, aber daran gewöhnten wir uns alle recht schnell.
Der erste Kontakt mit Tansaniern war aufregend. Nach einiger Zeit lernten wir aber auch die Nachteile eines Weißen kennen; nämlich Hauptartaktion bei den Händlern zu sein.
Auf dem Unigelände lernten wir auch Studenten kennen, die sehr gut Englisch sprachen, wie zum Beispiel Jakob, der an der Universität Umweltschutz studiert.

Am 28.08 mussten wir dann früh raus, um mit dem Überlandbus nach Arusha zu fahren. Uns begleitete Lucy, eine Mitarbeiterin von KAKUTE. Nach 10 Stunden Fahrt und ohrenbetäubender Musik, die sich ständig wiederholte, kamen wir schließlich im klimatisch angenehmen Arusha an.
Lucys Bruder holte uns ab und wir fuhren gemeinsam in den Ortsteil Sombetini. Mama Neema, unsere Gastmutter begrüßte uns herzlich, genauso wie ihre vier Kinder sowie die halbe Nachbarschaft. Auch unseren Chef, Mr. Manyanga, lernten wir an diesem Abend noch kennen.

Nun waren wir schon dreimal im Office von KAKUTE. Winnie, die Tochter von Mr. Manyanga hat uns dort alles gezeigt und einen Plan für die ersten Tage erstellt. Nächste Woche Mittwoch werden wir dann einen Dreimonatsplan entwerfen. Höchstwahrscheinlich werden wir die Projekte unserer Vorgänger übernehmen, sie jedoch an anderen Orten durchführen. Dazu gehört zum einen der "Energy Reseach", den unsere Vorgänger in der Gegend von Sombetini durchgeführt hatten. Dabei ging es darum, herauszufinden, inwieweit die Menschen in Sombetini mit Wasser und Strom versorgt werden.
Bei dem zweiten Projekt handelt es sich um ein Schulprojekt, welches darauf zielt, insbesondere Lehrer aber auch die Schüler im Bereich erneuerbare Energien zu schulen und sie über die Situation in ihrer Wohngegend zu informieren.
Felix und ich könnten dieses Projekt auf der Basis der Ergebnisses des "Energy Reseaches" vom letzten Jahr hier in Sombetini durchführen.

Die Stadt Arusha ist an sich sehr schön am Fuße des Mount Meru gelegen. Jedoch waren wir beide sehr geschockt darüber, wie extrem die Luftverschmutzung in Arusha ist. Eigentlich hatten wir erwartet, dass es diese deutlich geringer ausfällt als in Dar es Salaam. Zum Teil kann man kaum atmen, wenn man mit einem "Dalla Dalla" im täglichen Stau steht. Man hat praktische das Gefühl, als ob die Abgase direkt in die Kleinbusse geleitet werden (was teilweise auch geschieht, da die Auspuffe direkt neben der meist offenen Tür enden ;))
Die Luftverschmutzung ist zum einen auf den miserablen Zustand der Autos zurückzuführen, aber auch auf Generatoren, die bei Stromausfall unaufhaltsam laufen, sowie auf die Feuerstellen an den Straßenrändern, mit denen die Menschen versuchen wenigstens Teile des herumliegenden Mülls zu vernichten.
Auch die hohe Touristendichte stellt für uns ein Problem dar, aber darüber wird Felix noch einmal in einem gesonderten Artikel berichten.

Also das war's fürs Erste!


Liebe Grüße nach Deutschland und kwa heri!


Felix&Hergen
Nach einem ermüdenden Tag am Strand!
Tansania-Land der Gegensätze: Mama Neema beim Telefonieren!

Der angrenzende Zoo ;)
Hergen beim schweißtreibenden aber entspannenden Wäschewaschen

Mittwoch, 3. August 2011

Vorbereitungsseminar

Derzeit befinden wir uns auf dem Vorbereitungsseminar in Glücksburg. 
Am 19. August geht es dann los; erst nach Dubai, am nächsten Tag nach Dar es Saalam. Nach einem weiteren Vorbereitungsseminar vor Ort, werden alle 14 Freiwillige Anfang September in ihre Einsatzstellen reisen.