Sonntag, 18. September 2011

Tansanische Konsumgewohnheiten

600 000 Schillinge ≈ 270 €, unpraktisch, wenn man große Beträge ausgeben möchte

2 Gigabyte Internetguthaben für 40 000 Schillinge, 3 Gigabyte für 90 000 Schillinge?
50 Gramm Waschmittel für 200 Schillinge, 1 Kg für 4800 Schillinge?

Ja, in der Tat, die tansanischen Konsumgewohnheiten entsprechen ganz und gar nicht den deutschen. Hier gilt nicht „Kaufe mehr, zahle weniger“.
Neben dem ökologischen Aspekt (20 kleine Waschmitteltüten ergeben sicherlich 5 Mal so viel Plastik wie eine Große) hat uns dies schon zu Beginn unseres Aufenthaltes in Tansania heftiges Kopfschütteln beschert und uns fiel schlicht kein Grund für dieses merkwürdige Preis-Mengenverhältnis ein.

Auf unserer Vorbereitung in Glücksburg hatten wir gelernt, dass es häufig zwischen unterschiedlichen Kulturen zu Missverständnissen wie in diesem Falle kommt. Jeder Mensch und jede Kultur besitzt ein eigenes Muster des Denkens, Handelns und Fühlens. Dabei handelt es sich um ein unbewusstes Muster, dass unser gesamtes Denken, Fühlen und Handeln bestimmt, eben auch für uns selbstverständliche Dinge, wie, dass eine 1 Kg Packung Waschmittel weniger kosten muss, als zwanzig 50 Gramm Waschmitteltüten (wie z.B. in der Konsumgesellschaft Deutschland).

Letzte Woche habe ich die Tochter unseres Chef bezüglich der tansanischen Konsumgewohnheiten befragt, nachdem ich erfahren hatte, dass man beim Kauf eines Handyguthabens über 5 mal 1000 Schillinge praktisch mehr Freiminuten gratis bekommt, als wenn man sich direkt ein Handyguthaben über 5000 Schillinge kauft.
Sie erzählte uns, dass die Nachfrage nach kleine Beträgen und Mengen in Tansania sehr hoch sei, da sich viele Menschen keine großen Mengen/ Beträge leisten können. Dies wissen die Unternehmen und setzen daher den Preis auch dementsprechend niedrig an.
Auf der anderen Seite hingegen erzählte sie uns, dass es für die Menschen, die sich große Mengen/ Beträge leisten können, häufig kaum eine Rolle spielt, inwiefern diese relativ gesehen teurer sind. Dies wissen wiederum die Unternehmen auszunutzen und können aufgrund der geringeren Nachfrage den Preis hoch ansetzen.

Über die Folgeschäden beider Konsumgewohnheiten lässt sich streiten.
Eine Konsumgesellschaft wie die Deutsche schadet der Umwelt sicherlich mehr, es ist trotzdem schwer die Tansansiche nachzuvollziehen, wenn man die enormen Ansammlungen von Verpackungen an den Straßenrändern betrachtet.
"Dalla Dalla" Haltestelle Fibre, 300 Meter vom KAKUTE Office entfernt
 
Auf der einen Seite bin ich mir sicher, dass sich viele Tansanier wirklich keine großen Mengen an Produkten leisten können, um nur mal das Beispiel des Waschpulvers zu nennen. Aber auf der anderen Seite hat dies auch etwas mit der Lebensmentalität der Tansanier zu tun, die häufig sehr kurzfristig denken.
Dies ist auch ein Thema, welches uns auf der Arbeit beschäftigt.
Anstatt sich für einen hohen Betrag eine langfristig kostengünstige Solarlampe zu erwerben, ziehen es viele Tansanier vor, sich jeden Tag ein bisschen Öl für ihre Petroleumlampe zu kaufen, die nicht nur langfristig deutlich teurer, sondern obendrein auch noch gesundheitsschädlich ist.
Diesem Phänomen versucht unser Arbeitgeber KAKUTE in Kooperation mit einem deutschen Solarunternehmen entgegenzuwirken, indem sie Solar Home Systeme (80 bis 200 Watt Komplettsysteme für ein Haus) anbieten, welche über einen Zeitraum von 36 Monaten zinsfrei bezahlt werden. Das Pilotprojekt wird gerade fertig gestellt, Ende diesen Monates wird ein Freiwilliger des deutschen Unternehmens seine Arbeit bei KAKUTE aufnehmen und die 100 Tansanier, die jeweils ein Solar Home System erworben haben, für sechs Monate begleiten.
Hierdurch wird es vielleicht möglich sein, Vorteile aus beiden Ländern , also langfristige Investitionen zu kleinen Beträge, zu vereinbaren.



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