Montag, 26. September 2011

Bongo Flava & co.

Tanzen, singen, feiern, glauben, zuhören; Musik ist in Tansania Big Business. Sie ist das mit Abstand am meisten genutzte Unterhaltungsmedium und in ihr drückt sich in vielerlei Hinsicht die gesamte Lebenslust der meisten Tansanier aus.

Schon auf der Fahrt nach Arusha ist uns diese Wichtigkeit bewusst geworden, denn die gesamte Zeit über liefen Musikvideos in ohrenbetäubender Lautstärke. Wir hätten viel lieber geschlafen, I Pod gehört, Kiswahili gelernt, oder vielleicht einen ordentlichen Film auf dem kleinen Fernseher im Bus geschaut, aber das war hierdurch leider nicht mehr oder nur noch schwer möglich.

Wenn man aber bedenkt, dass die meisten Tanzanier nicht die Möglichkeit haben individuell Musik auf MP 3 Playern zu hören und nur wenige sich durch lesen beschäftigen, wird schnell etwas verständlicher, wieso die Musik im Bus so wichtig ist. Denn auch Filme sind keine wirkliche Alternative, bei ihnen unterscheiden sich die Geschmäcker für gewöhnlich um einiges stärker als bei Musikrichtungen. - Bongo Flava und kirchlich geprägte Musik erreichen nämlich eine unglaublich große Masse der Bevölkerung, was für uns teilweise schwierig ist....


Bongo Flava ist der Sammelbegriff für alles, was in Tanzania auf Kiswahili produziert wird und in irgendeiner Weise mit Hip-Hop zu tun hat. Der Name deutet auf den Geschmack der Hauptstadt Dar hin, denn Bongo ist ein umgangssprachlicher Begriff für Dar oder auch Tanzania allgemein. Bongo Flava ist also eine Bezeichnung für ziemlich guten Tansanischen Rap, coolen Hip Hop und für den am meisten gehörten Teil, softe Sänger die zu sich stark ähnelnden Beats vor sich hin singen. Genau diese Art von Musik war im Bus die Dominante und auch hier zu Hause ist sie fast immer zu hören, zumindest wenn es Strom gibt.

Auch wenn die Musik an sich für uns etwas gewöhnungsbedürftig ist, die Reaktion der Menschen darauf ist es wert. Fast jeden Abend wird zu Hause getanzt und allen Familienmitgliedern macht es einfach Spaß sich zur Musik aus dem Fernseher zu bewegen, der wahrscheinlich zu mehr als 90% zum Musikhören genutzt wird.

Fast am beliebtesten und auch unser Favorit ist jedoch nicht zum Bongo Flava zu zählen, sondern ein Lied aus Angola, vor allem, weil es einfach anders ist. Prakatatumba – niemand weiß welche Sprache es ist, aber alle singen mit (es ist Portugiesisch wie ich nach einiger Zeit herausgefunden habe;) :

Im Video kann man übrigens wunderbar sehen, was tanzen hier bedeutet, der Kerl könnte nämlich genauso gut aus Tanzania kommen.

Das anstrengendste Lied ist unserer Meinung nach das folgende "Kwetu Pazuri", im Bus lief es ungefähr zehn mal und auch sonst hört man es ständig, obwohl es eher zu kirchlicher Musik als zu Bongo Flava gehört. Im Gegensatz zu Prakatatumba hat es jedoch überhaupt nichts besonderes und das Video ist echt schwach...



Und um noch ein unserer Meinung nach ziemlich cooles Lied des Bongo Flava vorzustellen kommt hier Tila Lila, vor allem dreht sich der Text hierbei ausnahmsweise nicht nur um Mapenzi (Liebe):


Europäische bzw. amerikanische Musik wird übrigens auch gehört, sie ist jedoch schon um einiges weniger beliebt und wird am ehesten noch von Leuten in unserem Alter gehört. Es ist also nicht so, dass es gar keine Alternativen gäbe, die einheimische Musik ist einfach am beliebtesten, was eigentlich auch positiv ist.

Für die hohe Lautstärke habe ich bisher übrigens noch keine sinnvolle Begründung gefunden, im Bus lag sie vermutlich daran, dass es die weibliche Begleitperson der Busgesellschaft so wollte. Über die Bedeutung von Rücksicht auf Mitmenschen werden wir zumindest ein anderes Mal schreiben müssen, sie ist auf jeden Fall ein Thema für sich....

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