Dienstag, 29. November 2011

Schulprogramm

Da ein wichtiger Teil unseres Aufenthalts hier, die Arbeit bei KAKUTE, auf dem Blog bisher ein bisschen kurz gekommen ist, möchte ich diesen Beitrag unserem ersten Projekt widmen, dem Schulprogramm.

Schon unsere Vorgänger hatten an einer Schule in Themi, einem Stadtteil Arushas, begonnen, eine Gruppe von Schülern über Erneuerbare Energien zu unterrichten. Dadurch war Mr. Olomi, der Schulbeauftragte von Themi, schon gut über unser Kommen informiert und auch motiviert, die Arbeit fortzuführen.
Der Sinn eines Schulprogramms über Erneuerbare Energien besteht erstmal in der Bildung von Umweltbewusstsein bei den Schülern. Da Schüler potentiell lernfähiger sind als ihre Eltern,die Bereitschaft zu Veränderungen höher ist und sie als Multiplikatoren dienen, in dem sie das Erlernte zu Hause weitergeben, sind sie die perfekte Zielgruppe für Aufklärungsarbeit im Bereich von erneuerbaren Energien. Das ist zumindest theoretisch alles schön und gut.
In einem Land, in dem jede Art von Hochtechnologie importiert wird und fast keine Industrie und technisch-naturwissenschaftliche Forschung existiert, kommt unserer Meinung nach jedoch noch ein zweiter wichtiger Punkt hinzu, auf den uns der Bildungsbeauftragte von Arusha, Mr. Mkombole, gebracht hat. Mr. Olomi hatte uns schon auf die Tatsache aufmerksam gemacht, dass der größte Teil von Schülern sich in dem sozialwissenschaftlichen Bereich entwickeln wolle, während nur Wenige Naturwissenschaften, vor allem Mathematik wählen. Mr. Mkombole sprach uns als erstes seine Bewunderung für deutsche Technologie und deutsche Ingenieurskunst aus, auf die er die hohe wirtschaftliche Entwicklung des Landes zurückführte. Und daher, dass genau dieses Wissen in Tanzania nicht vorhanden sei, sehe er auch eines der größten Probleme des Landes. Seiner Meinung nach sei es also nicht nur wichtig, Schüler über Erneuerbare Energien aufzuklären, sondern auch, sie dazu zu motivieren, sich später in diesen Bereich zu entwickeln.
Schüler bei Gruppenarbeit

Wir konnten uns schnell mit dieser Idee identifizieren, denn obwohl wir natürlich zu Klimaschutz beitragen wollen, macht es wirtschaftlich für Tanzania wenig Sinn, beim Einkauf von Erneuerbaren Energien weiterhin auf Importe angewiesen zu sein. Und daher hoffen wir, auch diesen zweiten Teil in unser Programm integrieren zu können.
Doch um mal von der theoretische Rechtfertigung des Projektes weg zu kommen, nun auch ein paar Berichte über unser bisheriges Vorgehen.

Langfristig planen wir, eine Solar Teaching Unit von der Deutsch-Tansanischen-Partnerschaft einzuführen, die momentan jedoch noch nicht verfügbar ist. Daher beschlossen wir, erstmal an drei Schulen zu beginnen, selbst einige Stunden zu unterrichten und so an diesen Schulen auch die Lehrer schon mit dem Thema vertraut zu machen. An einer Schule hatten schon unsere Vorgänger begonnen zu unterrichten, da es jedoch eine staatliche Grundschule ist und daher auf Kiswahili unterrichtet wird, haben wir den Start des Programms dort erstmal auf Februar verschoben. Bei den anderen Schulen handelt es sich um eine private Grundschule „Highridge“ und die Arusha Day School, eine weiterführende Schule, an denen auf Englisch unterrichtet wird.
Der erste Anlauf bei der Arusha Day School sah zunächst recht vielversprechend aus; nach einem ersten Besuch bei der Schulleitung hatten wir gleich einen Termin um mit einer Gruppe von dreißig Schülern einen ersten Einstieg in den Unterricht zu machen, um dann nach den Ferien im Dezember im Februar weiter zu unterrichten. Als wir jedoch zum vereinbarten Termin ank
amen und uns kurz vorher sogar noch mal den Termin hatten bestätigen lassen, waren plötzlich überhaupt keine Schüler anwesend, da alle ins Stadion gegangen waren. Einige nette Lehrerinnen versprachen uns die Schulleitung zu informieren, aber bis heute haben wir nichts mehr gehört...
Dafür war unser Start bei Highridge umso erfolgreicher. Nach mehreren Treffen zur Vorbereitung des Programms, bei denen auch die Lehrer ihre Ideen einbrachten, konnten wir vor zwei Wochen mit dem Unterricht mit einer Gruppe von Dritt- bis Fünftklässlern beginnen. Während der Vorbereitung hatten wir durch Anregung von Lehrer Ali, den wir inzwischen sehr schätzen, entschieden, zusätzlich zu den von uns vorbereiteten Materialien auch einenpraktischen Teil zum Thema Photovoltaik durchzuführen.
Lehrer Ali erklärt Solarenergie
Außerdem hatten wir Fotos und Videos zum Thema vorbereitet, die wir auf unseren Computern und einem Fernseher der Schule zeigen wollten, um den Unterricht ansprechender und verständlicher zu gestalten.
Inhaltlich ging es mit fossilen Energieträgern und Klimawandel los, auf deren Grundlage wir dann mit erneuerbaren Energien, vor allem Photovoltaik, beginnen konnten. Zum Thema Photovoltaik konnten wir mit Alis Hilfe tatsächlich einen kleinen Workshop mit den Kindern durchführen, denn er hat selbst ein System zu Hause, welches er auch bereitwillig mitbrachte und den Schülern erklärte. Außerdem konnten wir verschiedene Bestandteile eines Solarsystems von KAKUTE mitnehmen und die Kinder so einige Versuche durchführen lassen, zum Beispiel die Auswirkung
von Schatten auf dem Solarpanel anhand einer direkt angeschlossenen Lampe demonstrieren.
In der nächsten Stunde werden wir dann noch über Müllentsorgung und Umweltschutz im Allgemeinen sprechen und zum Schluss folgt dann ein Test, der zur Auswertung des Programms dienen soll und natürlich auch eine Lernmotivation für die Schüler darstellt....
Was die oben beschriebenen Ziele des Programms angeht, sind diese während des Unterrichts bei Highridge meiner Meinung nach gut erreicht worden. Zum einen wurden die Schüler über erneuerbare Energien und Probleme wie Klimawandel und Umweltzerstörung aufgeklärt. Dies zeigt sich zum Beispiel an ihrer großen Nachfrage nach Solarlampen, die wir ihnen im Unterricht vorstellten und wird sich hoffentlich auch im Test beweisen.
Auch das zweite Ziel, Schüler ein wenig für naturwissenschaftlich technische Themen zu interessieren, wurde erreicht, jedoch natürlich vor allem dank Alis Idee, einen Workshop durchzuführen.
Unser jetziges Problem besteht darin, zu sehen, wie wir es schaffen können, diese Ziele umzusetzen, ohne selbst zu unterrichten. Die ursprüngliche Idee besteht darin, die (noch nicht verfügbare) Solar Teaching Unit an Lehrer zu verteilen und diese darin zu unterrichten, sie richtig zu verwenden. Dabei werden sie jedoch an den meisten Schulen wahrscheinlich nicht über Medien wie Computer und Fernseher verfügen um Bilder und Filme zu zeigen und noch viel weniger über ein Solarsystem oder ähnliche Versuchsmaterialien. Das Ziel der Ausbildung von Umweltbewusstsein bei den Schülern kann also durch die Unit vermutlich erreicht werden, wenn auch auf nur bedingt ansprechende Art. Naturwissenschaftlich „spannende“ Erklärungen werden aber schwierig sein, weshalb das zweite Ziel wohl hierdurch nicht erreicht werden kann.
Trotzdem ist es für uns wichtig, das Programm über kurz oder lang selbständig über Lehrer laufen zu lassen um es so nachhaltig zu gestalten, denn wir sind eben nur für ein Jahr hier. Und wie wir das sinnvoll und ohne ausschließliche Begrenzung auf trockene Erklärung von Klimawandel und den Vorteilen von Erneuerbaren Energien schaffen können, wird sich hoffentlich im Laufe der weiteren Entwicklung des Programms zeigen!
Es hat übrigens auch sehr viel Spaß gemacht mit den Schülern zusammenzuarbeiten und wir waren uns darin einig, dass wir, falls wir mal Lehrer werden sollten, eindeutig lieber in Tanzania als in Deutschland unterrichten wollen;).

Donnerstag, 10. November 2011

Die Altkleider-Lüge - Wie Spenden zum Geschäft werden

Gestern hat uns Tanja Neubüser, Geschäftsführerin der DTP, auf einen Artikel der "Zeit" über den profitablen Handel mit Altkleidern aus Deutschland aufmerksam gemacht. Gerne hätte ich diesen heute auf unserer Homepage veröffentlich, anscheinend wurde er aber bereits von der Homepage der "Zeit" gelöscht.
Dafür habe ich aber den ursprünglichen Artikel auf der Internetseite des NDR gefunden. Neben einem Artikel findet ihr dort auch ein sehr sehenswertes Video (hier klicken!!) über die Konsequenzen, die in Tansania durch die Altkleiderspenden entstehen.
Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack:

"Wenn ich abends ins Bett gehe, weiß ich wenigstens, dass ich etwas Gutes getan habe", sagt stolz ein Mitarbeiter einer deutschen Hilfsorganisation, der die Sammelcontainer mit den Altkleiderspenden leert. "Von hier aus gehen die Sachen direkt in die Katastrophengebiete der Welt", erzählt er.

Doch was er offensichtlich nicht weiß: Ein Großteil der gespendeten Altkleider wird in Wahrheit weiterverkauft - zum Kilopreis. Die Profiteure sind Unternehmen, die mit Secondhandgarderobe ein knallhartes Geschäft machen. Oft verkaufen Hilfsorganisationen auch nur ihr Logo, ihren guten Namen auf den Containern von Altkleiderfirmen. Ein Betrug an diejenigen, die glauben, sie tun Gutes für die armen Menschen in der Dritten Welt? Die besten Stücke würden für den Altkleidermarkt in Russland aussortiert, erklärt ein Mitarbeiter, denn dort habe das Geschäft mit gebrauchten Markenwaren Hochkonjunktur. Nur die zweite, dritte oder vierte Wahl der Altkleider gelangt nach Afrika. Das sind immerhin noch 60 Prozent der Kleidung, die in Deutschland für gute Zwecke gespendet wurde.
Doch was passiert dort mit den Altkleidern? Die NDR Autoren Michael Höft und Christian Jentzsch suchen die Antwort in Tansania. Was sie dort erleben, ist schockierend: Nicht nur deutsche Firmen und Hilfsorganisationen verdienen gut an den Kleiderspenden, auch für die meist libanesischstämmigen Händler in Afrika sind Altkleiderspenden ein lukratives Geschäft. Selbst die Ärmsten der Armen müssen dafür bezahlen. Früher haben viele von ihnen noch in der einheimischen Textilindustrie gearbeitet, aber die ist mittlerweile abgewirtschaftet. Die Billigsachen aus Europa haben die gesamte Bekleidungsindustrie des Landes in den Ruin getrieben. 50 Container mit Altkleidern werden jeden Monat im Hafen von Daressalam angelandet. Das sind 20.000 Tonnen Bekleidung, die dem ostafrikanischen Kleidermarkt jede Chance nehmen. Die einzigen Näherinnen, die noch Arbeit haben, sind jene, die die Größen der XXL-Hosen aus Europa und Amerika auf die Konfektionsmaße der hungernden afrikanischen Bevölkerung umändern.

Felix und ich haben bereits von den günstigen Kleiderpreisen profitiert. Ein Hugo Boss Hemd kostet beispielsweise auf dem Markt ca. 5000 Schillinge, das enspricht beim derzeitigen Kurs etwa 2,10€.
Doch dieser Artikel hat uns wieder vor Augen geführt wie bodenlos der Großteil der Entwicklungshilfe ist. 
Ich bin mir sicher, dass jeder, der Kleidung spendet, dies mit einem guten Gewissen tun und seine Kleindung gerne ärmeren Menschen zur Verfüngung stellen möchte. Das dies letztendlich zum Gegenteil führt, ist sicherlich nur Wenigen bewusst.
In dem Zeit-Artikel stand, dass es das Beste sei, seine Altkleider sorgfältig zu zerschneiden, bevor man sie spendet. So kann man sich nämlich sicher sein, dass die Kleidung in den Wertstoffkreis zurückkehrt und nicht für profitable Geschäfte privater deutscher Unternehmen ausgenutzt wird, die die tansanische Textilindustrie zerstören.

Donnerstag, 3. November 2011

„Fahrt am großen Baum einfach links!“

Die letzten beiden Wochenenden haben Felix und ich es so richtig krachen lassen, nicht nur was unseren Geldbeutel anging, sondern leider auch meinen Finger...
Wir sind nämlich mächtig unterwegs gewesen! Und zwar vorletztes Wochenende in der Nähe von Babati, um uns 3000 Jahre alte Höhlenmalereien anzuschauen und im Tarangire Nationalpark, sowie letztes Wochenende am Lake Natron und sogar AUF dem Ol Doinyo Lengai, dem heiligen Berg der Massai.
Dies wurde uns vor allem dadurch ermöglicht, dass wir das Auto von DT Power, dem deutschen Partnerunternehmen von KAKUTE, benutzen konnten. Am ersten Wochenende waren wir noch zu viert unterwegs, nämlich mit Guido und Matthias, zwei Mitarbeitern von DT Power, am zweiten Wochenende war Guido leider schon abgereist.
Eigentlich hätten wir am ersten Wochenende schon zum Lake Natron fahren sollen, doch wir kamen etwas später los, weil alles mal wieder, typisch tansanisch, länger gedauert hatte. So konnte Matthias den Mietvertrag vom Land Rover erst um 10 Uhr fertig gestellt bekommen. Darauf riet Guido uns davon ab zum Lake Natron zu fahren, da dies aufgrund der Straßenverhältnisse wohl sechs Stunden gedauert hätte.
Unglaublich aber wahr!

Aus diesem Grund beschlossen wir zu den Höhlenmalereien nach Kolo zu fahren, von denen Lars, unser Sprachkursleiter und ehemaliger Volunteer der DTP aus Deutschland, geschwärmt hatte. So ganz genau wusste keiner von uns, wie lange wir unterwegs sein würden, aber keiner hatte ehrlich damit gerechnet, dass wir gerade so vor Einbruch der Dunkelheit ankommen würden. Als wir um ca. 17 Uhr immer noch keine einzige Höhlenmalerei vor Augen bekommen hatten, entschieden wir uns, in einem der Dörfer nach Hilfe Ausschau zu halten. Leider hatten die meisten der Dorfbewohner noch nie von den Malereien gehört, bis wir irgendwann einen ausgedienten Lehrer fanden, der sie mit seinen Schülern vor Jahren mal besichtigt hatte. Er beschwichtige uns die ganze Fahrt über, dass es überhaupt gar nicht weit sei. Aber wie das mit verschiedenen Kulturen ja so ist, unterscheiden sich unsere Vorstellung von „nicht weit“ maßgeblich. Daher waren wir alle heilfroh am Ende doch noch im Hellen und einer weiteren Stunde Autofahrt durch nicht gerade angenehmes Gelände, anzukommen. Mehr als wir hat sicherlich der Land Rover Discovery gelitten, zumal Matthias den Autohändler beschwichtigt hatte, in ganz sicher nur im Stadtverkehr zu benutzen.
Am Ende sahen wir jedoch tatsächlich Höhenmalereien, die wir ohne unseren gecharterten Guide jedoch wohl nie gefunden hätten. Denn nicht nur der Weg war ziemlich versteckt, sondern man musste die Malereien auch erst mit Wasser aufdecken, um sie schließlich sehen zu können. Leider hatten wir nur wenig Wasser dabei, aber ohne den Tipp des alten Mannes hätten wir wohl nicht mal den kleinen Flecken zu sehen bekommen, den wir am Ende vor schließlich vor Augen hatten.

Mit ein wenig Kreativität erkennt man eine Giraffe!
Die Malereien und die Aussicht von den riesigen Felsen, auf denen wir mehr oder weniger sicher herum kletterten, machten die la
nge Reise jedoch wieder wett, sodass wir anschließend wieder gut gelaunt ins Auto stiegen.

Doch das eigentliche Abenteuer stand uns noch bevor.
Nach einer Stunde Fahrt durch düstere Savanne, bekamen wir immer mehr das Gefühl, dass unser tansanischer Freund die Orientierung verloren hatte, da wir uns letztendlich auf einem Feld wiederfanden. Zwar war der Tank noch zu mehr als einem Viertel voll, doch eigentlich hatten wir noch vor an diesem Abend bis an die Grenze des Nationalparks zu kommen.
Am nächsten Morgen, schöner kann man nicht aufwachen, oder?
Dies schafften wir auch gegen 12 Uhr Mitternacht, nachdem wir durch
Hilfestellungen und Erklärungen wie „fahrt bis zum großen Baum und dann links“ die perfekte Orientierung gewonnen und das ein oder andere Flussbett überquert hatten. Das Auto sah mittlerweile schon äußerst mitgenommen aus.
Um die Nacht ohne Angst vor Raubtieren zu überstehen, gönnten wir uns noch ein Fläschchen tansanischen Schnaps (Konyagi), bevor wir erschöpft, aber glücklich unter freiem Sternenhimmel einschliefen. 

Leider verlief der folgende Sonntag nicht so, wie wir uns ihn vorgestellt hatten. Unser Plan war es, durch ein kleines Ranger-Gate in den Tarangire Nationalpark zu fahren und ahnten schon, dass uns dies Probleme bereiten würde, aber mit der Arroganz ,mit der uns der Verantwortliche für den Nationalpark am Telefon begegnete, hatten wir nicht gerechnet. Es stand quasi nicht zur Diskussion sich auf eine Lösung zu einigen, sodass wir etwa 100 km wieder zurück fahren mussten. Unterwegs wurden wir dann tatsächlich noch von der Polizei angehalten. Der deutsche Führerschein von Guido wurde akzeptiert, sogar das Warndreieck hatten wir komischerweise an Board nur der „SECRUITY STICKER“ fehlte. Wie konnten wir den bloß vergessen! Der hätte uns sicherlich bei einem Unfall das Leben gerettet. Das die Sicherheitsgurte auf den Rücksitzen nicht mehr funktionsfähig waren, interessiert in Tansania eher weniger...
Nachdem wir den aufmerksamen Polizisten schließlich hoch und heilig versprochen hatten, dies unserem Autoverleih zu melden, durften wir unsere Reise fortsetzten.
Doch die nächste bürokratische Hürde erwartete uns bereits am Maingate das Nationalpark: Kein Bargeld, nur Kreditkarten. Wunderbar. Nach einer eher einseitigen Diskussion, durften wir schließlich doch passieren, mittlerweile kannte uns auch schon die halbe Belegschaft...
Wir haben tatsächlich eine Menge Tiere gesehen, auch ein paar tote, denen wir mindestens genau soviel Aufmerksamkeit widmeten.

Besonders beeindruckend waren die Baobab Bäume, die einen Stammdurchmesser von 10 Metern erreichen können und bis zu 2000 Jahre alt werden.
Neben Gnus, Zebras, dem afrikanischen Büffel und Giraffen haben wir auch eine Menge Elefanten, Strauße Gazellen, Warzenschweine und sogar einen Geparden aus nächster Nähe gesehen.
Insgesamt war es ein schönes Erlebnis, hat jedoch stark an einen Zoobesuch erinnert, besonders wegen der vielen Safariautos und Touristen.

Etwas untouristischer und auch gefährlicher ging es dafür dieses Wochenende zu. Da es letztes Wochenende mit dem Lake Natron und dem Ol Doinyo Lengai nicht geklappt hatte und wir den Geländewagen noch bis Montag geliehen hatte, fuhren wir Samstag morgen gleich los. Zu Felix und meiner Freude durften wir auch mal das Steuer des Fahrzeuges übernehmen. Auf dem Weg dienten wir als kostenloses Taxi für ca. 10 Tansanier, was jedoch die Massai-Hüter am ersten Gate auf dem Weg zum See nicht davon abhielt, von uns den Touri-Preis von 10$ für die Durchfahrt zu verlangen.
Zum Glück wurden die beiden anderen Gates von deutlich kompromissbereiten Tansaniern bewacht, sodass wir einen fairen Preis aushandeln konnten. Doch das Glück war nicht lange mit uns, denn kurze Zeit später, als wir nach einem Wasserfall fragten, den uns Guido empfohlen hatte, lautete die Antwort prompt „Wo ist denn euer Führer?“.
Es ist teilweise echt anstrengend in Tansania ohne viel Geld und Safari-Organisation zu reisen. Der Tourismus hat sich mittlerweile so weit entwickelt, dass man für so gut wie alles etwas zahlen muss und nur wenig auf eigene Faust erkunden kann.
Auf die Frage stiegen wir einfach aus unserem Auto und aßen so lange bis die Ranger verschwunden waren, stiegen wieder ins Auto, parkten es hinter einem Baum und liefen Flussaufwärts Richtung Wasserfall.

Nach ca. einer Stunde Kletterei und bereits durchnässt, erreichten wir schließlich den Wasserfall. Der Wahnsinn! Ich denke zwei Bilder an dieser Stelle sagen mehr als zweihundert Worte.                                                 
    

















Eigentlich rechneten wir schon damit, dass die Ranger an unserem Auto warten würden, aber, dass uns tatsächlich ein Kerl mit Sonnenbrille und Maschinengewehr gegenüberstehen würde, übertraf doch unsere Vorstellungen. Natürlich mussten wir wieder zahlen und unsere Hoffnung, den Ol Doinyo Lengai auf eigene Faust zu besteigen, ohne erwischt und erschossen zu werden, verließ uns zunehmend, zumal wir mittlerweile im gesamten Dorf berühmt waren.
Um ca. 3 Uhr
Nach harten Verhandlungen einigten uns später auf einen Preis von 80 $, anstelle von 100$, für die Besteigung des fast 3000 Meter hohen Ol Doinyo Lengai , inklusive eines Führers, über den wir später auch heilfroh waren.
Um halb 12 nachts ging es los, nachdem wir noch ein wenig im Auto geschlafen hatten und uns mit Dosenfleisch, zwei Packungen Toastbrot und einer Auswahl an Früchten gestärkt hatten. Gegen halb 1 erreichten wir den Fuß des Berges und stellten dort das Auto ab, welches die Nacht über von einem ca. 1,60 Meter großen „Massai-Krieger“, der jedoch nicht den Anschein hatte besonders gefährlich zu sein, bewacht wurde, da es angeblich Clans gibt, die sich darauf spezialisiert haben, Autos von Touristen zu klauen.
Wir hatte vorher im Reiseführer gelesen, dass es zum einen gut ist nachts zu wandern, damit man der Mittagshitze entgeht und zum andern, damit man nicht ständig beim Anblick der steilen Berges entmutigt wird. Teilweise betrug die Steigung bis zu 60 %.
Trotzdem kamen wir sehr zügig voran, sodass wir um halb 4 eine Pause einlegten und zwei Stunden warten mussten, da es auf dem Gipfel noch kälter sein würde, wie uns der Guide erklärte. Wir konnten sogar relativ gut schlafen, auch wenn es wirklich extrem kalt war. Sichtlich unterkühlt ging es dann gegen halb 6 weiter. Um halb sieben erreichten wir schließlich den Kraterrand des noch einzig aktiven Vulkans Ostafrikas. Besser hätte das Timing nicht sein können: gerade in diesem Moment
Kilimanjaro und Mount Meru
ging die Sonne direkt hinter dem circa 250 Kilometer entfernten Kilimandscharo auf.
Der Abstieg gestaltete sich trotz besserer Sicht als gefährlicher. Wir rutschten mehrere Male und verloren den Halt . Felix hatte mit Knieproblemen zu kämpfen während ich stürzte und mir meinen kleinen Finger brach.

 Trotz dieser Anstrengungen war es ein unbeschreiblich aufregendes und beeindruckendes Erlebnis, dass uns in Erinnerung bleiben wird und uns bereits hungrig auf den Mount Meru gemacht hat. Die Fortsetzung folgt also hoffentlich im Dezember!

Der Ol Doinyo Lengai - heiliger Berg der Massai