Donnerstag, 10. November 2011

Die Altkleider-Lüge - Wie Spenden zum Geschäft werden

Gestern hat uns Tanja Neubüser, Geschäftsführerin der DTP, auf einen Artikel der "Zeit" über den profitablen Handel mit Altkleidern aus Deutschland aufmerksam gemacht. Gerne hätte ich diesen heute auf unserer Homepage veröffentlich, anscheinend wurde er aber bereits von der Homepage der "Zeit" gelöscht.
Dafür habe ich aber den ursprünglichen Artikel auf der Internetseite des NDR gefunden. Neben einem Artikel findet ihr dort auch ein sehr sehenswertes Video (hier klicken!!) über die Konsequenzen, die in Tansania durch die Altkleiderspenden entstehen.
Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack:

"Wenn ich abends ins Bett gehe, weiß ich wenigstens, dass ich etwas Gutes getan habe", sagt stolz ein Mitarbeiter einer deutschen Hilfsorganisation, der die Sammelcontainer mit den Altkleiderspenden leert. "Von hier aus gehen die Sachen direkt in die Katastrophengebiete der Welt", erzählt er.

Doch was er offensichtlich nicht weiß: Ein Großteil der gespendeten Altkleider wird in Wahrheit weiterverkauft - zum Kilopreis. Die Profiteure sind Unternehmen, die mit Secondhandgarderobe ein knallhartes Geschäft machen. Oft verkaufen Hilfsorganisationen auch nur ihr Logo, ihren guten Namen auf den Containern von Altkleiderfirmen. Ein Betrug an diejenigen, die glauben, sie tun Gutes für die armen Menschen in der Dritten Welt? Die besten Stücke würden für den Altkleidermarkt in Russland aussortiert, erklärt ein Mitarbeiter, denn dort habe das Geschäft mit gebrauchten Markenwaren Hochkonjunktur. Nur die zweite, dritte oder vierte Wahl der Altkleider gelangt nach Afrika. Das sind immerhin noch 60 Prozent der Kleidung, die in Deutschland für gute Zwecke gespendet wurde.
Doch was passiert dort mit den Altkleidern? Die NDR Autoren Michael Höft und Christian Jentzsch suchen die Antwort in Tansania. Was sie dort erleben, ist schockierend: Nicht nur deutsche Firmen und Hilfsorganisationen verdienen gut an den Kleiderspenden, auch für die meist libanesischstämmigen Händler in Afrika sind Altkleiderspenden ein lukratives Geschäft. Selbst die Ärmsten der Armen müssen dafür bezahlen. Früher haben viele von ihnen noch in der einheimischen Textilindustrie gearbeitet, aber die ist mittlerweile abgewirtschaftet. Die Billigsachen aus Europa haben die gesamte Bekleidungsindustrie des Landes in den Ruin getrieben. 50 Container mit Altkleidern werden jeden Monat im Hafen von Daressalam angelandet. Das sind 20.000 Tonnen Bekleidung, die dem ostafrikanischen Kleidermarkt jede Chance nehmen. Die einzigen Näherinnen, die noch Arbeit haben, sind jene, die die Größen der XXL-Hosen aus Europa und Amerika auf die Konfektionsmaße der hungernden afrikanischen Bevölkerung umändern.

Felix und ich haben bereits von den günstigen Kleiderpreisen profitiert. Ein Hugo Boss Hemd kostet beispielsweise auf dem Markt ca. 5000 Schillinge, das enspricht beim derzeitigen Kurs etwa 2,10€.
Doch dieser Artikel hat uns wieder vor Augen geführt wie bodenlos der Großteil der Entwicklungshilfe ist. 
Ich bin mir sicher, dass jeder, der Kleidung spendet, dies mit einem guten Gewissen tun und seine Kleindung gerne ärmeren Menschen zur Verfüngung stellen möchte. Das dies letztendlich zum Gegenteil führt, ist sicherlich nur Wenigen bewusst.
In dem Zeit-Artikel stand, dass es das Beste sei, seine Altkleider sorgfältig zu zerschneiden, bevor man sie spendet. So kann man sich nämlich sicher sein, dass die Kleidung in den Wertstoffkreis zurückkehrt und nicht für profitable Geschäfte privater deutscher Unternehmen ausgenutzt wird, die die tansanische Textilindustrie zerstören.

1 Kommentar:

  1. Link zum Artikel in der ZEIT
    http://www.zeit.de/2011/45/NDR-Reportage-Altkleider-Luege/komplettansicht

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