Montag, 25. Juni 2012

Verlobung unserer Gastschwester Neema

Baba Neema mit seinen Toechtern Neema und Eva samt "Mbege" Krug
Eine Hochzeit in Tansania ist wahrscheinlich die kostspieligste Angelegenheit einer jeden Familie.
Mit den Summen, die waehrend den Feierlichkeiten ausgegeben werden, koennte man sicherlich kurzerhand ein Grundstueck erwerben und ein Haus darauf bauen. Dies ist nur ein Beispiel dafuer, welch hohen Stellenwert eine Hochzeit in Tansania darstellt!
Alles beginnt zuerst mit der Verlobung ("Pete"), kurz vor der Hochzeit findet noch das "Sent Off" statt, an dessen Tag die Braut aus dem Elternhaus entlassen wird und endet schliesslich mit der Hochzeit.
Felix und ich hatten bereits zu Anfang unseres Jahres das "Sent Off" einer uns Unbekannten gefeiert und letztes Wochenende eben die Verlobung unserer Gastschwester Neema erlebt. Haeufig werden zu den Feierlichkeiten die entferntesten Verwandten und Nachbarn eingeladen - eben auch, wenn man diese kaum kennt. Denn es gilt als unhoeflich, Personen die Teilnahme zu verweigern, da manche Tansanier Flueche fuerchten, aber dies ist ein anderes Thema....

Hergen mit Ema, unserem Gastbruder (3 v.l.), und Nachbarskindern
Neema, unsere Gastschwester, die seit unserer Ankunft bei der Grossmutter gegenueber wohnt, ist 21 und wird im September verheiratet. Eigentlich sollte die Verlobung schon Anfang des Monats stattfinden, aber auf unsere Bitte hatte sie die Feier verschoben, da ich Anfang des Monates in Dar es Salaam (s. letzter Artikel) und Felix auf Reisen gewesen war.
Familienfeste sind immer eine gute Gelegenheit, den Familienstammbaum besser kennen zu lernen. So kam es, dass wir unsere grosse Gastschwester Eva, die noch studiert, letztendlich ebenfalls kennen lernten, ohne vorher gewusst zu haben, dass Mama Neema ein weiteres Kind besitzt. Ein schlechtes Gewissen mussten wir dabei aber nicht unbedingt haben, da selbst, wenn man andere Familienmitglieder nach Verwandtschaftsbeziehungen fragt, meistens nur mit den Achseln gezuckt wird. Schliesslich ist ja eh jeder entweder "Kaka" (Bruder) oder "Dada" (Schwester)....

Ich kann jedenfalls jetzt mit Sicherheit sagen, dass die "Bidi" (Oma) von nebenan die Mutter von unserem Gastvater Ewald Manyanga und Livinus Manyanga, unserm Chef, ist.
Mr. Manyanga ist das fuenfte Kind, Ewald ist sein juengerer Bruder, insgesamt sind es neun Geschwister. Mama Neema, unsere Gastmutter, hat ebenfalls neun Geschwister.
Die Manyanga's besitzen eine betraechtliche Menge an Land in Sombetini, dem Dort wo wir wohnen, da die Familiengemeinschaft meistens an einem Ort lebt und sich der Besitz mit weiteren Kindern staetig vergroessert.

Neemas Verlobter Michael (im grauen Hemd)

Neema's Verlobter heisst Michael und stammt ebenfalls aus Sombetini. Viel hatten Felix und ich nicht mit Michael zu tun (mal davon angesehen, dass er uns mit seinem schicken Audi einige Male mit nach Hause genommen hatte), aber die beiden kennen sich angeblich schon laenger und es ist wohl nicht der Wille der Eltern, dass die beiden heiraten.

Am Tag der Verlobung wurde frueh morgens schon mit den Vorbereitungen begonnen, denn es wurden etwa 120 Gaeste erwartet. Da Mama Neema aber eine Spezialistin in Grossveranstaltungen ist - sie kocht haeufig fuer Hochzeiten mit einer Anzahl von nicht weniger als 500 Gaesten - , lief alles reibungslos und zuegig ab.

Anfangs der Zeremonie hat Mr. Manyanga seine Familie den Gaesten vorgestellt, bevor er Mr. John, Michael's Bruder, das Wort ueberreichte.
Mbege
Als Ritual gilt ebenfalls, dass die Verlobte ihren Eltern, Tanten und Onkeln sowie zukuenfigen Schwiegereltern ein Glass mit "Mbege", ein Trunk aus gegaerten Kochbananen (es schmeckt so wie's klingt!) ueberreicht.

Anschliessend wurde Neema zusammen mit ihren Geschwistern und Freunden begleitet waehrend sie tanzend zu ihrem zukuenftigen Verlobten gefuehrt wurde.
Unter lautem Jubel bekam Neema dann den Verlobungsring von Micheal ueberreicht und sogar einen fluechtigen Kuss auf die Wange.
"Kweito", der typische tansanische Tanz
Nach den Formalitaeten wurde endlich das Buffet eroeffnet und der Plastikeimer mit Mbege weiter kraeftig geleert.
Gegen Ende wurden Neema noch Geschenke ueberreicht bevor alle Familienmitglieder (damit meine ich nur die Eltern und ihre Geschwister) sich bei den Gaesten fuer ihr Kommen bedankten.

Leider werden wir zur Hochzeit im September nicht mehr da sein, aber wir goennen es natuerlich unseren Nachfolgern!


Montag, 18. Juni 2012

Erneuerbare Energien Tag

Am 06. sowie 07. Juni fand in Dar es Salaam der von der tansanischen Gesellschaft fuer Erneuerbare Energien (TAREA; Tanzanian Renewable Energy Association) organisierte "Renewable Energy Day" (zu Deutsch "Erneuerbare Energien Tag") statt.


Frithjof erklaert ein Solar Back-up System
Jedes Jahr im Juni veranstaltet TAREA dieses Event waehrenddessen verschiedenste Unternehmen neue Technologien aus der Branche der Erneuerbaren Energien vorstellen, Seminare und Besichtigungen von Solar- oder Biogasanlagen stattfinden und wie ueblich fuer tansanische Messen viel geredet und insbesondere gegessen wird.


Zum grossen Teil wurde die Messe von Horizont3000, einer oesterreichischen Nichtregierungsorganisation im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit, finanziert. Darueberhinaus wurde das Event von diversen tansanischen Unternehmen aus dem Bereich Erneuerbare Energien unterstuetzt.
Mr. Matimbwi, Generalsekretaer von TAREA, hatte Felix und mich gebeten bereits am 26.05 nach Dar es Salaam in das Hauptverwaltungsgebaeude von TAREA zu kommen, um das Event zusammen mit den TAREA Volontaeren und Mitarbeitern zu organisieren.


Da Felix und ich jedoch eine Menge zu tun hatten (u.a. die Fertigstellung und Praesentation der Umfrage in Themi) war es nicht moeglich an diesem Datum zu kommen. Im Nachhinein stellte sich auch heraus, dass unsere Anwesenheit zu diesem Zeitpunkt auch nicht umbedingt notwendig war.
Felix musste schliesslich absagen, da er Anfang Juni einen Freund aus Deutschland empfing. Ich machte mich am 03. Juni auf den Weg nach Dar es Salaam.


Auch zu dieser Jahreszeit war es in Dar es Salaam angenehm warm - im Gegensatz zu Arusha, wo es insbesondere nachts und frueh morgens immer noch empfindlich kalt ist (damit meine ich ca. 15 Grad Celsius, wobei sich mein Temperaturempfinden auch veraendert haben kann!).

TAREA Vorsitzender Professor John untersucht effiziente Holzkohle 
Im TAREA Office jedenfalls - unter einem brummenden Ventilator und einem 18 Liter Wasserspender - liess es sich "chillig" gut arbeiten. Neben den drei oertlichen TAREA Volontaeren und mir, stiess noch eine Gruppe MBA Studenten aus Paris dazu, welche ebenfalls fuer die Zeit des Erneuerbaren Energien Tag freiwillig mithelfen wollten. Waehrend unserem ersten Treffen wurden die Verantwortlichkeitsbereiche festgelegt. Meiner bestand zum groessten Teil darin zusammen mit dem TAREA Volontaer Frithjof die Arbeit und Ziele von TAREA am TAREA-Stand zu praesentieren. Ausserdem mussten Namensbaender fuer die Besucher hergestellt werden und z.B. der Ort fuer die Besichtigung erkundet werden. Die Besichtigung fand etwas ausserhalb des Stadtkerns statt; dort wurde eine Biogasanlange des niederlaendischen/tansanischen Unternehmens SimGas besichtigt. SimGas stellt seinen Kunden eine kosteffiziente, transportable Biogasanlage zur Verfuegung, die aus einem Plastiktank besteht, welche eigentlich zum grossen Teil zur Wasserspeicherung verwendet und von der tansanischen Firma Simtank produziert werden. Das revolutionaere des SimGas Systemes ist dabei, dass es dadurch mobil und kostenguenstig ist. Die kleine Anlange fuer etwa umgerechnet 275 Euro produziert Biogas aus Essensabfaellen fuer eine Kochdauer von 1,5 Studen pro Tag. Das reicht zwar nicht fuer den kompletten Energiebedarf einer Grossfamilie, verringert aber den Gebrauch von Holzkohle und/oder Brennholz erheblich.


Simgas Tanzania ist eine Joint Venture aus dem niederlaendischen Unternehmen Simgas und Silafrica, einem der groessten Plastikproduzenten in Ost- sowie Zentralafika sowie Inhaber von Simtank. Silafrica ist wiederum eine Holding einer der groessten ostafrikanischen Mutterunternehmen namens Sumaria, die ebenfalls die CocaCola Produktion in Tansania halten, die 85% des Getraenkemarktes in Tansania deckt.
Falls die Technik wirklich so effizient wie versprochen ist, koennte SimGas in ein paar Jahren ein bekannter Name sein. Zum einen, da es kaum Konkurrenz gibt und zum anderen, da die System "von der Stange kommen", also in Masse produziert werden und dadurch guenstig im Erwerb sind.


Kakute ist uebrigens einer der Handelsvertreter Simgas'. Normalerweise bekommt der Handelsvertreter eine bestimmte Komission, falls er einen neuen Kunden anwirbt. Ich habe auf der Fahrt zur Besichtigung mit dem Marketing Manager SimGas' gesprochen, der sich jedoch auch vorstellen koennte, dass Kakute nicht nur Kunden anwirbt, sondern sie ebenfalls ausbildet und die Anlagen installiert, da er Mr. Manyanga schaetzt und sich sicher ist, dass Kakute die Ressourcen hat, diese Aufgaben ebenfalls zu uebernehmen. Vielleicht wird daher in Zukunft auch Kakute Simgas Systeme verkaufen.


Seminarteilnehmer vor dem Beginn
Der Erneuerbare Energien Tag begann am 06.08 mit dem Aufbau der verschiedenen Staende.
Gegen 10 Uhr traf schliesslich der Minister fuer Energien und Mineralien mit ueblicher Verspaetung ein, um die Messe zu eroeffnen. Auch am TAREA Stand hielt er kurz inne, um sich von meiner Persoenlichkeit die Objektive und Projekte von TAREA erklaeren zu lassen.


Waehrend des ersten Tages fand zeitgleich zur Messe ein Seminar statt, waehrenddessen verschiedene neue Projekte und Technologien praesentiert und diskutiert wurden. Unser Chef, Mr. Manyanga, nahm auch Teil und stellte die Projektstrategie des Mobisol Solarprojektes und die Finanzierung der Systeme vor. Ebenfalls wurde mit einem Vertreter der Regierung ueber einen moeglichen Einspeisetarif in das staatliche Stromnetz TANESCO fuer Solarenergie gesprochen, um Tansania fuer auslaendische Investoren interessanter zu machen und die Elektrifizierung in Tansania voranzutreiben.

Naechstes Jahr wird der Erneuerbare Energien Tag vermutlich anderswo in Tansania stattfinden, da insbesondere im laendlichen Raum die Zielgruppe fuer regenerative Energien angesiedelt ist und die Nachfrage entsprechend gross ist.