Donnerstag, 3. November 2011

„Fahrt am großen Baum einfach links!“

Die letzten beiden Wochenenden haben Felix und ich es so richtig krachen lassen, nicht nur was unseren Geldbeutel anging, sondern leider auch meinen Finger...
Wir sind nämlich mächtig unterwegs gewesen! Und zwar vorletztes Wochenende in der Nähe von Babati, um uns 3000 Jahre alte Höhlenmalereien anzuschauen und im Tarangire Nationalpark, sowie letztes Wochenende am Lake Natron und sogar AUF dem Ol Doinyo Lengai, dem heiligen Berg der Massai.
Dies wurde uns vor allem dadurch ermöglicht, dass wir das Auto von DT Power, dem deutschen Partnerunternehmen von KAKUTE, benutzen konnten. Am ersten Wochenende waren wir noch zu viert unterwegs, nämlich mit Guido und Matthias, zwei Mitarbeitern von DT Power, am zweiten Wochenende war Guido leider schon abgereist.
Eigentlich hätten wir am ersten Wochenende schon zum Lake Natron fahren sollen, doch wir kamen etwas später los, weil alles mal wieder, typisch tansanisch, länger gedauert hatte. So konnte Matthias den Mietvertrag vom Land Rover erst um 10 Uhr fertig gestellt bekommen. Darauf riet Guido uns davon ab zum Lake Natron zu fahren, da dies aufgrund der Straßenverhältnisse wohl sechs Stunden gedauert hätte.
Unglaublich aber wahr!

Aus diesem Grund beschlossen wir zu den Höhlenmalereien nach Kolo zu fahren, von denen Lars, unser Sprachkursleiter und ehemaliger Volunteer der DTP aus Deutschland, geschwärmt hatte. So ganz genau wusste keiner von uns, wie lange wir unterwegs sein würden, aber keiner hatte ehrlich damit gerechnet, dass wir gerade so vor Einbruch der Dunkelheit ankommen würden. Als wir um ca. 17 Uhr immer noch keine einzige Höhlenmalerei vor Augen bekommen hatten, entschieden wir uns, in einem der Dörfer nach Hilfe Ausschau zu halten. Leider hatten die meisten der Dorfbewohner noch nie von den Malereien gehört, bis wir irgendwann einen ausgedienten Lehrer fanden, der sie mit seinen Schülern vor Jahren mal besichtigt hatte. Er beschwichtige uns die ganze Fahrt über, dass es überhaupt gar nicht weit sei. Aber wie das mit verschiedenen Kulturen ja so ist, unterscheiden sich unsere Vorstellung von „nicht weit“ maßgeblich. Daher waren wir alle heilfroh am Ende doch noch im Hellen und einer weiteren Stunde Autofahrt durch nicht gerade angenehmes Gelände, anzukommen. Mehr als wir hat sicherlich der Land Rover Discovery gelitten, zumal Matthias den Autohändler beschwichtigt hatte, in ganz sicher nur im Stadtverkehr zu benutzen.
Am Ende sahen wir jedoch tatsächlich Höhenmalereien, die wir ohne unseren gecharterten Guide jedoch wohl nie gefunden hätten. Denn nicht nur der Weg war ziemlich versteckt, sondern man musste die Malereien auch erst mit Wasser aufdecken, um sie schließlich sehen zu können. Leider hatten wir nur wenig Wasser dabei, aber ohne den Tipp des alten Mannes hätten wir wohl nicht mal den kleinen Flecken zu sehen bekommen, den wir am Ende vor schließlich vor Augen hatten.

Mit ein wenig Kreativität erkennt man eine Giraffe!
Die Malereien und die Aussicht von den riesigen Felsen, auf denen wir mehr oder weniger sicher herum kletterten, machten die la
nge Reise jedoch wieder wett, sodass wir anschließend wieder gut gelaunt ins Auto stiegen.

Doch das eigentliche Abenteuer stand uns noch bevor.
Nach einer Stunde Fahrt durch düstere Savanne, bekamen wir immer mehr das Gefühl, dass unser tansanischer Freund die Orientierung verloren hatte, da wir uns letztendlich auf einem Feld wiederfanden. Zwar war der Tank noch zu mehr als einem Viertel voll, doch eigentlich hatten wir noch vor an diesem Abend bis an die Grenze des Nationalparks zu kommen.
Am nächsten Morgen, schöner kann man nicht aufwachen, oder?
Dies schafften wir auch gegen 12 Uhr Mitternacht, nachdem wir durch
Hilfestellungen und Erklärungen wie „fahrt bis zum großen Baum und dann links“ die perfekte Orientierung gewonnen und das ein oder andere Flussbett überquert hatten. Das Auto sah mittlerweile schon äußerst mitgenommen aus.
Um die Nacht ohne Angst vor Raubtieren zu überstehen, gönnten wir uns noch ein Fläschchen tansanischen Schnaps (Konyagi), bevor wir erschöpft, aber glücklich unter freiem Sternenhimmel einschliefen. 

Leider verlief der folgende Sonntag nicht so, wie wir uns ihn vorgestellt hatten. Unser Plan war es, durch ein kleines Ranger-Gate in den Tarangire Nationalpark zu fahren und ahnten schon, dass uns dies Probleme bereiten würde, aber mit der Arroganz ,mit der uns der Verantwortliche für den Nationalpark am Telefon begegnete, hatten wir nicht gerechnet. Es stand quasi nicht zur Diskussion sich auf eine Lösung zu einigen, sodass wir etwa 100 km wieder zurück fahren mussten. Unterwegs wurden wir dann tatsächlich noch von der Polizei angehalten. Der deutsche Führerschein von Guido wurde akzeptiert, sogar das Warndreieck hatten wir komischerweise an Board nur der „SECRUITY STICKER“ fehlte. Wie konnten wir den bloß vergessen! Der hätte uns sicherlich bei einem Unfall das Leben gerettet. Das die Sicherheitsgurte auf den Rücksitzen nicht mehr funktionsfähig waren, interessiert in Tansania eher weniger...
Nachdem wir den aufmerksamen Polizisten schließlich hoch und heilig versprochen hatten, dies unserem Autoverleih zu melden, durften wir unsere Reise fortsetzten.
Doch die nächste bürokratische Hürde erwartete uns bereits am Maingate das Nationalpark: Kein Bargeld, nur Kreditkarten. Wunderbar. Nach einer eher einseitigen Diskussion, durften wir schließlich doch passieren, mittlerweile kannte uns auch schon die halbe Belegschaft...
Wir haben tatsächlich eine Menge Tiere gesehen, auch ein paar tote, denen wir mindestens genau soviel Aufmerksamkeit widmeten.

Besonders beeindruckend waren die Baobab Bäume, die einen Stammdurchmesser von 10 Metern erreichen können und bis zu 2000 Jahre alt werden.
Neben Gnus, Zebras, dem afrikanischen Büffel und Giraffen haben wir auch eine Menge Elefanten, Strauße Gazellen, Warzenschweine und sogar einen Geparden aus nächster Nähe gesehen.
Insgesamt war es ein schönes Erlebnis, hat jedoch stark an einen Zoobesuch erinnert, besonders wegen der vielen Safariautos und Touristen.

Etwas untouristischer und auch gefährlicher ging es dafür dieses Wochenende zu. Da es letztes Wochenende mit dem Lake Natron und dem Ol Doinyo Lengai nicht geklappt hatte und wir den Geländewagen noch bis Montag geliehen hatte, fuhren wir Samstag morgen gleich los. Zu Felix und meiner Freude durften wir auch mal das Steuer des Fahrzeuges übernehmen. Auf dem Weg dienten wir als kostenloses Taxi für ca. 10 Tansanier, was jedoch die Massai-Hüter am ersten Gate auf dem Weg zum See nicht davon abhielt, von uns den Touri-Preis von 10$ für die Durchfahrt zu verlangen.
Zum Glück wurden die beiden anderen Gates von deutlich kompromissbereiten Tansaniern bewacht, sodass wir einen fairen Preis aushandeln konnten. Doch das Glück war nicht lange mit uns, denn kurze Zeit später, als wir nach einem Wasserfall fragten, den uns Guido empfohlen hatte, lautete die Antwort prompt „Wo ist denn euer Führer?“.
Es ist teilweise echt anstrengend in Tansania ohne viel Geld und Safari-Organisation zu reisen. Der Tourismus hat sich mittlerweile so weit entwickelt, dass man für so gut wie alles etwas zahlen muss und nur wenig auf eigene Faust erkunden kann.
Auf die Frage stiegen wir einfach aus unserem Auto und aßen so lange bis die Ranger verschwunden waren, stiegen wieder ins Auto, parkten es hinter einem Baum und liefen Flussaufwärts Richtung Wasserfall.

Nach ca. einer Stunde Kletterei und bereits durchnässt, erreichten wir schließlich den Wasserfall. Der Wahnsinn! Ich denke zwei Bilder an dieser Stelle sagen mehr als zweihundert Worte.                                                 
    

















Eigentlich rechneten wir schon damit, dass die Ranger an unserem Auto warten würden, aber, dass uns tatsächlich ein Kerl mit Sonnenbrille und Maschinengewehr gegenüberstehen würde, übertraf doch unsere Vorstellungen. Natürlich mussten wir wieder zahlen und unsere Hoffnung, den Ol Doinyo Lengai auf eigene Faust zu besteigen, ohne erwischt und erschossen zu werden, verließ uns zunehmend, zumal wir mittlerweile im gesamten Dorf berühmt waren.
Um ca. 3 Uhr
Nach harten Verhandlungen einigten uns später auf einen Preis von 80 $, anstelle von 100$, für die Besteigung des fast 3000 Meter hohen Ol Doinyo Lengai , inklusive eines Führers, über den wir später auch heilfroh waren.
Um halb 12 nachts ging es los, nachdem wir noch ein wenig im Auto geschlafen hatten und uns mit Dosenfleisch, zwei Packungen Toastbrot und einer Auswahl an Früchten gestärkt hatten. Gegen halb 1 erreichten wir den Fuß des Berges und stellten dort das Auto ab, welches die Nacht über von einem ca. 1,60 Meter großen „Massai-Krieger“, der jedoch nicht den Anschein hatte besonders gefährlich zu sein, bewacht wurde, da es angeblich Clans gibt, die sich darauf spezialisiert haben, Autos von Touristen zu klauen.
Wir hatte vorher im Reiseführer gelesen, dass es zum einen gut ist nachts zu wandern, damit man der Mittagshitze entgeht und zum andern, damit man nicht ständig beim Anblick der steilen Berges entmutigt wird. Teilweise betrug die Steigung bis zu 60 %.
Trotzdem kamen wir sehr zügig voran, sodass wir um halb 4 eine Pause einlegten und zwei Stunden warten mussten, da es auf dem Gipfel noch kälter sein würde, wie uns der Guide erklärte. Wir konnten sogar relativ gut schlafen, auch wenn es wirklich extrem kalt war. Sichtlich unterkühlt ging es dann gegen halb 6 weiter. Um halb sieben erreichten wir schließlich den Kraterrand des noch einzig aktiven Vulkans Ostafrikas. Besser hätte das Timing nicht sein können: gerade in diesem Moment
Kilimanjaro und Mount Meru
ging die Sonne direkt hinter dem circa 250 Kilometer entfernten Kilimandscharo auf.
Der Abstieg gestaltete sich trotz besserer Sicht als gefährlicher. Wir rutschten mehrere Male und verloren den Halt . Felix hatte mit Knieproblemen zu kämpfen während ich stürzte und mir meinen kleinen Finger brach.

 Trotz dieser Anstrengungen war es ein unbeschreiblich aufregendes und beeindruckendes Erlebnis, dass uns in Erinnerung bleiben wird und uns bereits hungrig auf den Mount Meru gemacht hat. Die Fortsetzung folgt also hoffentlich im Dezember!

Der Ol Doinyo Lengai - heiliger Berg der Massai

1 Kommentar:

  1. Hi, cooler bericht! pole sana wegen dem Finger :D Alter, euer Sonnenaufgang war ja Meeega!, da hab ich glatt bock auch nochmal hochzusteigen. Wie ihr wolltet da ohne Führer hoch? :D Keine chance. Der Vulkan in Goma (Grenzstadt von Rwanda, Kongo, auf Kongo Seite) ist noch aktiv u. ist vor ein paar Jahren ausgebrochen. Der soll auch richtig geil zu besteigen sein! Aber teuer für weiße.
    Lg
    Georg

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