Sonntag, 4. September 2011

Das "Mzungu-Problem"

Seit unserer Ankunft in Tansania ist uns ein entscheidender Unterschied zu fast allen Tansaniern sehr schnell vor Augen geführt geworden: Die Hautfarbe.
Wir sind Weiße, Europäer, oder„Wazungu“, wie es auf Kiswhili heißt. Das ist eine Tatsache, die sich nicht ändern lässt, weder durch Integration, noch durch Aufklärung oder Entwicklung in Tansania, wir müssen sie einfach hinnehmen.
Genauso wie die Folgen, welche wir tagtäglich in verschiedenster Weise zu spüren bekommen.

Auf den ersten Blick hat es viele Vorteile als „mzungu“ hier zu sein, so kommt man zum Beispiel problemlos in gehobenere Läden, Hotels und Clubs, selbst wenn man für unsere Verhältnisse nicht gerade schick angezogen oder reich ist. Während der Einführungswoche hat es auch sehr geholfen, um erste Kontakte zu knüpfen und ein wenig in die Sprache hineinzukommen, denn viele Tansanier möchten einfach mal mit einem Europäer gesprochen haben, man ist eben eine Attraktion...
Im Gegensatz dazu stand sehr schnell der finanzielle Gesichtspunkt, denn als „laufender Geldautomat“ ist man ständig von sogenannter „price discrimination“ betroffen. Hierüber hat uns übrigens auch Jakob (der von Hergen bereits erwähnte Student aus Dar) aufgeklärt, der als Fremder in Rwanda vor dasselbe Problem gestellt worden war. Anscheinend ist es also in verschiedenen Teilen Ostafrikas üblich, Fremde über den Tisch zu ziehen, bei „reichen,“ unerfahrenen „wazungu“ ist es aber wohl doch am leichtesten... Nach einigen Versuchen und ersten Einblicken, was wie viel kostet, kommt man aber doch relativ schnell auf dem Markt klar.
Im Vergleich zu Arusha ist das jedoch eigentlich alles gar nicht erwähnenswert.
Bekanntlich ist die Stadt Ausgangspunkt für Safaris in die Serengeti, Mount Meru-Besteigungen und weitere Tourismusprogramme in Nordtansania, weshalb die Infrastruktur gut und die Stromversorgung verhältnismäßig stabil ist.
Blick auf den Mount Meru von Sombetini aus

Der große Nachteil wird schon beim ersten Besuch der Innenstadt bemerkbar: Touriverrückte Guides, Souvenirhändler und Künstler überall, die teilweise unglaublich aufdringlich versuchen, einen in bestimmte Läden, Safariunternehmen und ähnliches zu locken. Dabei sind sie meistens unglaublich freundlich, wir werden als „brothers from another mother“ oder mit „hakuna matata“, einem tourifreundlichen, aber falschen, Kiswahili angesprochen; und teilweise helfen sie auch tatsächlich bestimmte Dinge zu finden und geben wertvolle Tipps. Nach einiger Zeit wird es dann aber fast immer nötig, unhöflich zu werden, was immer auch ein bisschen weh tut. Wenn man aber einigermaßen schnell von einem Ort zum anderen gelangen möchte, geht es aber nicht anders.
Besonders schade ist, dass wir fast alle, die uns ansprechen, erstmal als nervigen Guide oder ähnliches abstempeln, was Small talk wie in Dar es Salaam sehr schwierig macht. Denn tatsächlich, auch hier haben wir schon einige nette Leute im Zentrum getroffen!

Vollkommen unterschiedlich hierzu ist Sombetini, der ländliche Stadtteil, in dem wir wohnen und mittlerweile auch schon einen kleinen Teil der Nachbarschaft kennen.
Wir werden vor allem als Attraktion angesehen, was dazu führt, dass viele Leute uns auf Englisch grüßen und uns die Kinder „Mzungu“ hinterher rufen. Das ist zwar nicht böse gemeint, nervt aber auf Dauer. Bisher gehen wir damit vor allem dadurch um, dass wir in gebrochenem Kiswahili antworten und den Kindern sagen, sie sollen „shikamoo“ zu uns sagen, eine Begrüßung, die jüngere Menschen zu älteren sagen. Das klappt tatsächlich auch häufig, ist aber trotzdem anstrengend...

Wir hoffen auf jeden Fall, in Zukunft etwas ruhiger durch die Straßen von Sombetini und Arusha gehen zu können, denn wenn uns die Leute irgendwann kennen und wir Kiswahili können, werden wir hoffentlich viel weniger als Tourist oder außerirdischer „Mzungu“ herüberkommen....
Und langfristig kann man ja auch darauf hoffen, dass „Wazungu“ hier irgendwann nicht mehr so auffallen werden, auf finanzieller Ebene, wie auf der der Unbekanntheit. Das gehört wohl auch irgendwo zu den Folgen unseres Aufenthaltes dazu, die nächste Freiwilligengeneration wird vielleicht schon weniger auffallen...;)

Viele Grüße,
Übrigens waren wir heute Wazungu-Style am Lake Duluti...
Große Bäume-
und wilde Warane!


1 Kommentar:

  1. Hey Jungs,
    super Berichte bis jetzt! Aber ich will noch mehr Fotos, Fotos, Fotos! :)

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